Von meinem Kopf in deinen – Videodreh fordert die Vorstellung

Die Filmemacher in spe hören den Tipps und Tricks von Martin Riebe zu.

Videos sind doch auch nur bewegte Bilder. Stimmt, und es stimmt auch nicht. Die Bilder müssen in der zeitlichen Abfolge komponiert werden, damit sie genau das vermitteln, was der Autor sagen möchte.

Zu einer praktischen und theoretischen Einführung dazu, wie das Smartphone genutzt werden kann, um Videos zu erstellen, trafen sich auf Einladung der VDAJ-Landesgruppe Bonn ein halbes Dutzend Filmemacher in spe an einem sonnigen Mittwochnachmittag im Juni in Alfter. Dozent Martin Riebe und die Teilnehmenden wurden herzlich von der Gastgeberin Ulrike Kreysa begrüßt. Die Gastgeberin betreibt den Bildungs- und Begegnungshof „Stallgespräch“ am Fuß des Vorgebirges und stellte ihre Arbeit, ihre Tiere und das Gelände vor. Eine gute Gelegenheit, schon mal Ideen zu sammeln, was gefilmt werden könnte. Die Schafe etwa, wie sie die heruntergehaltenen Kirschzweige fressen? Oder das eine Huhn, was auf einen ausgestreckten Arm springen können soll?

Alles sehr verlockend, aber erst einmal musste Theorie gepaukt werden. Stichworte wie Bildaufbau und Goldener Schnitt sind hier und da bekannt. Aber Kadrierung, Subjektive oder Halbtotale? Dabei sind die Regeln für den Bildaufbau Voraussetzung dafür, die geeigneten Bilder ins Smartphone zu bekommen, erklärte Martin Riebe. So führte er ruhig nachvollziehbar durch die Grundlagen und legt eine breite Basis. Die Theorie lässt sich also gut verstehen und seine Tipps für die Erweiterung der Ausrüstung wie die Hilfe zur Bildstabilisierung, „Gimbal“ genannt, weisen den Weg zum praktischen Teil des Einführungskurses.

Nach den Grundlagen zum Bildaufbau, den Ausschnitten und Einstellungen betonte Martin Riebe die Bedeutung der eigenen Vorstellung. Was will ich vermitteln, welches Problem soll mein Video lösen, welches Publikum spreche ich an? Diese Fragen beantworten, schriftlich am besten und schon hat jeder Filmemacher den Kern seines Drehbuchs. Ohne das wird kein Film sehenswert, lernten die Teilnehmer.

Jetzt waren aber endlich alle Zutaten bereitgestellt. Auch die Dose Mais, das Leckerli für die Hühner und die Möhren und Gurken für die Meerschweinchen. Zu zweit filmten die Teilnehmenden jetzt das Material, aus dem dann später der Film entstehen sollte. Die Schafe auf der Wippe, am Kirschbaum, das Huhn auf dem Arm, die Meerschweinchen am Büffet… Abwechslung und Spaß waren garantiert. Bloß die richtigen Einstellungen hinbekommen, vielleicht noch ein Standbild, um Übergänge zu kaschieren. Eine kurze Szene wie „das Huhn läuft auf mich zu und springt auf meinen Arm“ dauert etwa 10 Sekunden. Welche Einstellungen muss ich filmen, damit ich diese Szene nicht nur aus einer Perspektive zeigen kann und der Zuschauer die ganze Szenerie sehen kann? Fünf Einstellungen sind nötig. Gibt es noch ein „Wow-Motiv“? Szenen gedanklich zerlegen und dann wieder zusammenfügen, das ist der Unterschied zur Fotografie. Und die Herausforderung an den Intellekt.

Nachdem das Material „im Kasten“ war, zeigte Martin Riebe, wie mit der Smartphone-App CapCut die Bilder und Einstellungen in einen natürlich wirkenden Ablauf gebracht werden können, damit aus dem Material ein Kurzfilm von 30 Sekunden wird. Ob das in jedem Fall die vorher gefasste Vorstellung war, egal. Tiere als Protagonisten haben manchmal dann doch eigene Vorstellungen und einmal ausprobieren schafft noch keine Routine. Die journalistischen W-Fragen „Wer“, „Was“, „Wann“, „Wo“, Warum“ brauchten ja auch ihre Zeit, bis sie verinnerlicht waren.

Aber für einen ersten Vorgeschmack aufs Handyvideodrehen war der sonnige Juninachmittag zwischen den tierischen Darstellern von Ulrike Kreysa genau das Richtige.

Fotos und Text: Stefan Stegemann

Und action: Ulrike Kreysa füttert ihre Schafe auch schon mal mit Kirschen