Johanna Fry

Intensives Bootcamp in Nairobi

Wenn zehn junge Agrarjournalisten von sechs Kontinenten zusammenkommen, um gemeinsam ein „Bootcamp“ zu durchlaufen, kann es sich nur um das IFAJ Young Leaders Bootcamp handeln, das vom amerikanischen Futtermittelkonzern Alltech gesponsert wird. Ein britischer Kollege und ich vertreten Europa, die anderen Teilnehmer kamen aus einer großen Bandbreite von Ländern – von Argentinien bis Kasachstan, von Australien bis Kenia.

Es entwickelten sich immer wieder spannende Diskussionen – wo sonst kann man aus erster Hand erfahren, wie es der Landwirtschaft in Iowa unter Trump geht, wie man journalistisch ein großes Land wie Kasachstan abdeckt oder wie die Buslinien in Nairobi funktionieren? Zudem brachte jeder unterschiedliche Erfahrungen mit Formaten, von Print über Podcasts bis Vlogs mit. 

In Theorie und Praxis

Mehr journalistischen Input bekamen wir u.a. vom IFAJ-Präsidenten Steve Werblow oder der ehemaligen Teilnehmerin Katie Knapp. In Workshops erstellten wir schnelle Textporträts oder bekamen Foto-Aufgaben. Paul Kahire, ein kenianischer Mitarbeiter von Alltech, gab uns spannende Einblicke in die kenianische Landwirtschaft, die sich größtenteils aus Kleinbauern mit unter einem Hektar Land zusammensetzt. Wichtigste Nahrungsmittel sind Mais, Bohnen und Kartoffeln.

Viele Landwirte halten auch Rinder, Ziegen, Schafe und Geflügel – meist aber eher extensiv. Dazu kommen die wichtigen Exportgüter wie Tee, Kaffee und Blumen. Auch später auf den Exkursionen lieferte Paul uns immer wieder Hintergründe, um das Gesehene besser zu verstehen. So berichtete er, dass neben dem Klimawandel auch die Landflucht, fehlender Zugang zu Krediten und die schlechte Infrastruktur Herausforderungen für den Landwirtschaftssektor sind.

Oftmals erwächst aus dem ersten Kennenlernen ein internationales Netzwerk.
Foto: IFAJ

Offen für innovative Forschungsansätze

Neben den Workshops gehören zum Bootcamp aber auch Einblicke in Farmen und Forschungsinstitute. So konnten wir einen großen voll-integrierten Geflügelbetrieb besichtigen, der neben Legehennen in Käfighaltung auch Hähnchenmast, eine Brüterei und ein Futtermischwerk betreibt und u.a. Supermärkte beliefert. Das Gegenstück dazu war ein mittelständischer Familienbetrieb mit ca. 50 Holstein-Kühen und 40 Hektar Teeplantagen im schönen grünen Hochland auf 2400 m ü. NN mit einer begeisterten Züchterin als Herdenmanagerin. 

Zudem besichtigten wir in Nairobi mehrere Forschungseinrichtungen (u.a. KALRO, ILRI, APA), die sich mit Produktivitätssteigerungen in der Rinderhaltung, mit der Entwicklung von Impfstoffen und der Züchtung von resistenten, nährstoffreicheren Sorten beschäftigen. Besonders in letzteren beiden Feldern sind die neuen Züchtungsmethoden wie Crispr Cas als ganz normale Werkzeuge der Züchter akzeptiert. Andererseits haben die Institute zurzeit große finanzielle Probleme, da ihnen nach den Kürzungen der US-Entwicklungshilfe Mittel weggebrochen sind.

Insgesamt war das Programm im Bootcamp sehr intensiv und manchmal auch anstrengend – trotzdem werden mir die Erfahrungen und die Kontakte zu jungen Journalisten aus der ganzen Welt fürs Leben bleiben.