ENAJ: Agrarpolitik und landwirtschaftliche Praxis

Vom 7. bis 9. April luden der belgische Verband der Agrarjournalisten BVLJ/ABJA und das belgische Landwirtschaftsministerium wieder zum Agrarministertreffen und einer Pressereise ins belgische Genk ein.

Die informellen Agrarministertreffen werden jeweils von den Landwirtschaftsministerien der Länder ausgerichtet, die den Ratsvorsitz in der EU innehaben. Sie dienen – wie der Name sagt – dem informellen persönlichen Austausch der Agrarministerinnen und -minister und die Gastgeber nutzen diese Gelegenheit, um Highlights ihrer Landwirtschaft zu präsentieren und Impulse für die Politik zu geben. 

Sie bieten zudem auch der Presse exklusiven Zugang zum Programm, Interviewmöglichkeiten jenseits der Hektik des politischen Alltags und eine Pressekonferenz. Die Brüsseler Korrespondenten und das Europäische Netzwerk der Agrarjournalisten werden zum offiziellen Programm eingeladen. Die ENAJ-Mitgliedverbände organisieren zudem noch einen weiteren Exkursionstag.

Die Proteinversorgung im Fokus

Das Thema des informellen Agrarministertreffens war die Eiweißstrategie in Europa. Angesichts geopolitischer Konflikte ist es das Ziel, in wichtigen Sektoren unabhängiger von Importen zu werden. Einer dieser Sektoren ist die Ernährung und der belgische Vorschlag zielte darauf ab, die Position der EU-Landwirtschaft so zu stärken, damit ausreichend Proteine für die menschliche Ernährung und für die Futtermittelindustrie erzeugt werden können. Gefragt ist eine Strategie, die die Nachfrage nach pflanzlichen und tierischen Proteinen deckt und den landwirtschaftlichen Betrieben ein Auskommen sichert. 

Dass die Rindfleischproduktion einen wichtigen Beitrag leisten kann, überzeugte auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir beim Besuch des Betriebs von Manu Laruelle in Wallonien: „Die Rinderhaltung, die mein belgischer Kollege uns heute vorstellt, hat viele Vorteile: Die Weide bietet den Kühen eine ideale Nährstoffversorgung. Weidehaltung ist zudem ideal für das Klima und die Biodiversität.“ 

Dr. Katharina Seuser

Manu Laruelle ist ein bekannter Züchter der Rinderrasse Blauweiße Belgier. Für Manu Laruelle ist die Rasse Blauweiße Belgier auch aus Gründen der Nachhaltigkeit die beste Fleischrinderrasse.
Foto: Katharina Seuser

Weitere Stationen im Rahmen der ENAJ-Pressereise

Ein Exkursionsziel war BelOrta, die größte genossenschaftliche Vermarktungsorganisation für Obst- und Gemüse in Belgien. Sie eröffnete in 2023 in Borgloon ein voll automatisiertes Sortierzentrum für Äpfel und Birnen mit einer Kapazität von 60.000 Tonen.

Mark Nickmans produziert in seinem 35 Hektar Familienbetrieb in Halen in der Region Limburg Birnen. Er setzt auf klimafreundliche Innovationen und hat den Klimapreis „De Klimaatkoploper“ gewonnen. Sein Prinzip ist, nicht der Größte zu sein, aber der Beste.

Wouter Saelens bewirtschaftet den Familienbetrieb Hoeveslagerij Ten Halve in Herent bereits in der 6. Generation. Er produziert nachhaltig, aber nicht nach Bio-Standards, weil er dann zu hohe Preise verlangen müsste. Seine Vermarktungsstrategie: Hofladen und regionaler Einzelhandel.