Wind, Gas, Sonne und Grüner Wasserstoff
Im Rahmen der VDAJ-Bundestagung Ende August führte die Exkursion „Erneuerbare Energien“ auf zwei Betriebe in Nordfriesland, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Eines haben beide jedoch gemeinsam – den Erfolg, auch wenn der auf völlig unterschiedlichen Wegen erreicht wurde.
In der 380-Seelen-Gemeinde Sprakebüll hat die Firma Solar Andresen ihren Firmensitz. Empfangen wurde die Journalistengruppe vom Firmengründer Hans-Christian Andresen. Der 77-jJährige ist eine beeindruckende Persönlichkeit. „Ich habe nichts gelernt“, kokettiert er gern, straft aber schnell seine Worte Lügen, je länger man ihm zuhört. „Aber ich wollte immer etwas anderes machen als nur Bauer sein.“ Die einzelnen Schritte seines unternehmerischen Werdegangs hier aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen. Er ging jedenfalls keiner Herausforderung aus dem Weg. Vor jeder Entscheidung stand aber immer die Prüfung, wie man mit weniger Aufwand eine höhere Rendite erwirtschaften kann.
Dafür hat Andresen viel riskiert und manchmal auch dabei verloren. Misserfolge bucht er als Erfahrung ab, die klug macht. 1992 stieg er in das für ihn zunächst fremde Thema Windenergie ein. Aber Andresen wäre nicht Andresen, wenn er dabei nicht neue Wege beschritten hätte. In diesem Fall hieß seine Vision – ein Bürgerwindpark. Geplant, zum großen Teil risikoreich selbst finanziert, erfolgreich umgesetzt – das ist der klassische Weg des quirligen Unternehmers.
Nach den Windmühlen folgten die Solaranlagen
Neben einigen anderen Projekten startete Andresen 2003 mit dem Bau von Solaranlagen, zunächst auf Dächern, einige Jahre später auch auf Freiflächen. Planung, Antragsstellung und Aufbau der Anlagen lag in seinen Händen. Inzwischen vertreibt er die Anlagen als Generalunternehmer in eigener Regie. 75 Angestellte unterstützen ihn allein im Solargeschäft.
Er pachtet Flächen in ganz Schleswig-Holstein „auf Verdacht“ und verhandelt ausschließlich mit Landwirten. „Hier passt mein Netzwerk und der fachliche Hintergrund bei den Kunden“, so Andresen. 250 der 1.000 ha, die er derzeit in Pacht hält, sind schon bebaut, für weitere 100 ha liegt die Baugenehmigung vor. Das nächste Thema, das Andresen antreibt, ist die Speichertechnik.
So ganz nebenbei hat der Betrieb übrigens noch eine Biogasanlage mit 500 kW errichtet, die auf 1,3 MW erweitert werden soll. Er hat als Betreiber eine Wärmegenossenschaft gegründet, die ausschließlich die Wärme vermarktet. Den Aufbau der notwendigen technischen Struktur überlässt er der öffentlichen Hand. 22.000 t Biomasse benötigt die Anlage als Input. Die kommt von eigenen Flächen und falls nötig über zugekauften Mais.
Die junge Generation hat übernommen
Die aktive Betriebsleitung hat er inzwischen an den Sohn übergeben, auch Schwiegersohn und Tochter, die einen Biobetrieb bewirtschaften und die alten Stallgebäude am Standort Sprakebüll nutzen, sind für die Unternehmensleitung verantwortlich. Das ist auch notwendig, denn Solar Andresen umfasst inzwischen zehn GmbHs, dazu kommt noch die Verwaltung von 75 weiteren GmbHs. Solarflächen im Eigenbesitz stehen auf 35 ha seiner eigenen Fläche.
Nicht zuletzt hat das Ehepaar Andresen nicht mehr unbegrenzt Zeit fürs Unternehmertum. Jeden Mittwoch müssen sie nämlich die Enkel von Schule und Kita abholen. Dann ist Opa-Oma-Enkel-Tag in Sprakebüll. Und wie alles im Leben machen die Andresens alles ganz oder gar nicht.
Schweine, Hühner und Solar
Nach einer Bratwurst vom Grill und mit dem Kopf voller Details ging es weiter zum Unternehmenssitz von GP Joule in Reußenköge, Cecilienkoog 16. Der Name weist schon darauf hin, dieses Unternehmen liegt zwischen den Deichen, nahezu in Sichtweite zur Nordsee. Erst 1906 wurde der Cecilienkoog eingedeicht. Wenige Jahre später, 1920, wurde hier der Grundstein zu Hof Petersen gelegt, der sich seitdem in Familienhand befindet, mittlerweile in fünfter Generation. Aus der Geschichte des Hofes heraus erwuchs die Gründung der Marke GP Joule im Jahr 2009, die heute bundesweit Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energien ist.
Hühner waren jedoch von Beginn an mit von der Partie – in zwei Hühnerhäusern wurden 200 Legehennen mit Kükenaufzucht gehalten und die Eier wurden in Bredstedt und Umgebung vermarktet. Die ehemaligen Stallgebäude wurden in das neue Energieunternehmen integriert. Im Jahr 2010 wurde der Hennenbestand auf 10.000 Tiere erweitert und in einem neuen Stallgebäude untergebracht. Die Schweine hatten da den Hof längst verlassen.
Die Energiewirtschaft begann mit kleinen Solaranlagen. Schon ein paar Jahre lang hatten Heinrich Gärtner und Ove Petersen auf ihren Bauernhöfen PV-Projekte umgesetzt. 2009 beschlossen die beiden Agraringenieure, ihr Wissen und ihre Erfahrung für die Gründung einer Firma zu nutzen – und sie mit ihren Initialen zu versehen: GP Joule.
Ihre Vision: Die Versorgung von Industrie, Verkehr und Gesellschaft mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Schon 2010 wurden Solar- und Biogasanlagen mit einer Leistung von zusammen mehr als 100 MW installiert. 2011 entstand der damals größte Solarpark Deutschlands mit 140 MW Leistung, wovon GP Joule 70 MW in Eigenregie installierte, das alles auf der Abraumhalde eines früheren Braunkohletagebaus.
Wasserstoff ist der Stoff, aus dem die Zukunft ist
2012 stieg GP Joule ins grüne Wasserstoff-Geschäft ein, der erste vom Unternehmen geplante Windpark ging ans Netz und in Italien und Frankreich wurden die ersten Solarparks eröffnet. Und so ging es weiter: GP Joule expandierte nach Kanada und in die USA, später nach Irland und Italien, um auch dort Solarparks zu planen, zu projektieren und zu installieren.
Die Vernetzung der Sektoren bleibt das Ziel des Unternehmens, um alle Bereiche zu dekarbonisieren. Dazu wurde mit JP Joule Connect eine eigene Sparte gegründet, die sich um E-Mobilität und Ladelösungen kümmert, das Wasserstoffprojekt eFarm wird weiter vorangetrieben (und 2022 mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet). Jürn Kruse, Pressereferent bei GP Joule, schränkte dabei ein, dass das Thema Wasserstoff in Deutschland eigentlich noch nicht existent sei. Hier wartet noch viel Entwicklungsarbeit auf das Unternehmen. Anders sieht es bei der Solarenergie aus. Aktuell ist GP Joule wieder an einem der größten Solarparks in Deutschland beteiligt: in Klettwitz in der Lausitz, wieder dort, wo einst Braunkohle gefördert wurde.
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