Technik, Pflanzen und Informationen
Die VDAJ-Pressegespräche auf der Grünen Woche in Berlin mit Ausstellern aus der Landwirtschaft profitierten von den gut ausgewählten Stationen und kompetenten Gesprächspartnern.
Station 1: Innovationsform Landtechnik
Das erste exklusive Pressegespräch fand auf dem Innovationsform Landtechnik in Halle 3.2 statt. Dr. Magnus Schmitt, stellvertretender Geschäftsführer des VDMA informierte über die aktuellen Herausforderungen der Maschinen- und Anlagenbauer. „Aktuell befindet sich die Landtechnik in einer schwierigen Lage, es gibt keine Neueinstellungen“, sagte er. Die hohen Sicherheitsauflagen würden die Kosten nach oben treiben. So werde es beispielsweise für viele insbesondere kleinere Unternehmen schwierig sein, die Anforderungen des digitalen Produktpasses DPP umzusetzen. Der DPP wurde im Rahmen der EU-Ökodesign-Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation ESPR) beschlossen; er soll alle relevanten Informationen eines Produkts enthalten und bis 2027 eingeführt werden.
Magnus Schmitt hob andererseits die Innovationskraft der Landtechnik hervor. Fortschritte bei Sensorik und Automatisierung würden Routinearbeiten erleichtern. Zu den vorgestellten Innovationen zählten:
- Beispiele für NIR-basierte Technik (Nah-Infrarot) bei Düngertechnik, Gülleausbringung und Ernteguterfassung, z.B. Control dual von KRONE NIR,
- CASE Raupenlaufwerk, bei dem der Bodendruck nur der Hälfte des menschlichen Fußabdrucks entspricht,
- HORSCH Row Control, einem pneumatischen Saatgutverteilsystem, mit dem Saatgut eingespart sowie das Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit verbessert werden können,
- TIM, ein neuer Standard der AEF (Agricultural Industry Electronics Foundation), mit dem die Kommunikation zwischen Schlepper und Arbeitsgeräten ermöglicht werden soll,
- das Agricultural Interoperability Network AgIN der AEF, mit dem der Datenaustausch zwischen verschiedenen Clouds ohne neue Plattformen verbessert werden soll.
Zudem stellte Magnus Schmitt das vom VDMA entwickelte Konzept für eine „Drehscheibe Agrardaten“ vor. Ziel ist es, dass Landwirte eine überregionale Plattform für den Uploud der Daten nutzen können, die für Förderanträge und Berichtspflichten notwendig sind. Da viele Daten derzeit wiederholt eingegeben werden müssten, würde mit dieser Digitalisierungsmaßnahme Bürokratie abgebaut.
Auf die Fragen der Agrarjournalisten zur Datensicherheit antwortete Dr. Nicolas Hummel vom VDMA: Die Landtechnik sei in Bezug auf Sicherheit auch im digitalen Bereich sehr fortschrittlich. Bedenken hat er aus diesem Grund nicht.
Station 2: Pflanzenzüchter fordern Unterstützung
Auf dem Stand des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) begrüßte der Geschäftsführer Carl-Stephan Schäfer sowie Pressesprecherin und VDAJ-Mitglied Ulrike Amoruso-Eickhorn den VDAJ. Carl-Stephan Schäfer stellte die Bedeutung und die Herausforderungen der Branche vor: „Wir stehen am Anfang der Pflanzenproduktion“, sagte er. „Bei der Züchtung neuer Sorten stehen sowohl gesellschaftliche Anforderungen als auch die Betriebswirtschaft im Vordergrund.“ Die Entwicklung einer neuen Sorte koste das Saatgutunternehmen zwischen einer und fünf Millionen Euro und angesichts des Bedarfs an resistenten und toleranten Nutzpflanzen gebe es derzeit eine Investitionslücke von 13 Millionen Euro. Der BDP fordert deshalb staatliche Unterstützung ein. BDP-Vorsitzende Stephanie Franck betonte zudem die Notwendigkeit einer Leitstelle für Innovationsförderung, die auch ein Radar für Innovationsbedarfe sein sollte. „Wir brauchen massive Forschungsanstrengungen“ sagte die BDP-Vorsitzende.
Neben Sorten, die resistent gegen Schadinsekten sind, ist Trockenresistenz ein wichtiges Züchtungsziel. Laut Carl-Friedrich Schäfer ginge es dabei wesentlich darum, den Wasserbedarf der Pflanzen zu verbessern. Ohne Wasser sei Pflanzenbau nicht möglich, aber mit einer Verbesserung des Wurzelwachstums könne die Wasseraufnahme verbessert werden und zudem gebe es Pflanzen, die eine bessere Stresstoleranz als andere hätten.
Station 3: Informationen und Dialog
Am Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) begrüßte Dr. Josef Goos den VDAJ. Das BZL stellt sowohl der Landwirtschaft als auch Bürgerinnen und Bürgern Informationen über die Land- und Forstwirtschaft sowie über Weinbau, Imkerei, Fischerei und Ernährungswirtschaft bereit. Es wurde 2017 gegründet und ist in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLE angesiedelt. Für Agrarjournalistinnen und -journalisten hält das BZL interessante Informationen bereit und unterstützt bei Recherchen. Josef Goos hob die Agrarstatistiken hervor, die das BZL veröffentlicht. So seien insbesondere auch die neuen Grafiken, die inhouse von einem kreativen Team erstellt würden, gefragt.
Die unterschiedlichen Zielgruppen werden auf verschieden Kanälen und mit unterschiedlichen Formaten angesprochen. Christian Faber stellte ein Quiz zum Wasserverbrauch von Lebensmitteln vor, bei dem die VDAJler ihr Wissen testen konnten. Tatsächlich wussten einige Journalisten, dass die Herstellung einer deutschen Kartoffel 120 Liter Wasser benötigt. In Ägypten sei der Wasserverbrauch viermal so hoch, so Faber. Mit solchen Infomationen wolle das BZL für den Kauf regionaler und saisonaler Produkte sensibilisieren.
Auch die Halle des BMEL wurde besucht. Hier informierte sich der VDAJ über heimische Eiweißträger wie Ackerbohne, Lupine und Erbse und schaute einer Köchin bei der Zubereitung von Chili sin Carne über die Schulter. Auch geröstete und gesalzene Ackerbohnen kamen als Snack und Chips-Ersatz gut an.
Abschlussgespräch mit Lars Jaeger in der Tierhalle
Lars Jaeger traf die VDAJ-Mitglieder in der Tierhalle. „Die beste Nachricht der Woche war der nicht bestätigte 2. MKS-Verdachtsfall“, sagte Lars Jaeger. Er erzählte, wie der erste bestätigte MKS-Fall wie eine Bombe am Freitag der Vorwoche eingeschlagen sei. „Innerhalb weniger Stunden kamen die ersten Absagen“, berichtete er. Allerdings sei die Katastrophe ausgeblieben und es erfülle ihn mit großer Dankbarkeit, dass innerhalb weniger Tage ein neues Konzept für die Tierhalle aufgestellt wurde. „Das ist nur hier bei der Grünen Woche möglich“, sagte er. Von den 100 Anmeldungen von Ausstellern für die Tierhalle habe es insgesamt nur 18 Absagen gegeben, alle anderen hätten sich weiterhin beteiligt. In den Ställen sind dieses Jahr keine Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe zu sehen, nur die eine oder andere Kuh aus Pappe und Kunststoff. In der Arena findet ein vielseitiges Programm rund ums Pferd und Fahrgeschäft statt, z.B. die Bundesschau für Kaltbluthengste und die Hippologica, das Reitturnier der Grünen Woche. „Die Schafhalter sind vom MKS-Ausbruch besonders betroffen“, sagte Lars Jaeger, aber das Pferdeprogramm komme bei den Besuchern erfahrungsgemäß sehr gut an. „Für das Publikum ist das Pferd die schönere Kuh“, sagte er.
Wichtig für die Außendarstellung ist das neue Logo der Grünen Woche und die Namensgebung. „Grüne Woche ist die Marke, die wir kommunizieren“, sagte Lars Jäger. In Verbindung mit dem Claim „The global hub for agrobusiness“ wäre es überflüssig, auf Internationalität hinzuweisen.
Und wo rangiert die Grüne Woche unter den großen Berliner Messen? „Aktuell liegt die Grüne Woche vom Umsatz her an nach ITB, Innotrans, Funkausstellung und Fruitlogistica auf Platz fünf der großen Berliner Messen“, sagte Lars Jäger. Für 2025 würden 300.000 Besucher erwartet. Das sind 100.000 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, aber Lars Jaeger ist dennoch zufrieden.
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VDAJ-Fortbildungsseminar
„Pressemitteilungen mit KI/ChatGPT schneller schreiben und erfolgreich bei Journalisten platzieren“
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Die Bayer CropScience Deutschland GmbH veranstaltetet vom 5. – 6. März ihr traditionelles Pressegespräch Ackerbau.
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Die Bayer CropScience Deutschland GmbH veranstaltetet am 10. April ihr traditionelles Jahres-Pressegespräch Sonderkulturen in Deidesheim.
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