Dr. Robert Quakernack, Bauernblatt Schleswig-Holstein

Nachhaltigkeit für den Geldbeutel

Sowohl Praktiker als auch Agrarindustrie entwickeln Geschäftsmodelle, die Nachhaltigkeitsleistungen honorieren. Davon konnten sich rund 80 Teilnehmende bei der Bundestagung des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) Ende August in Rendsburg überzeugen.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion skizzierte Markus Röser, Kommunikations- und Nachhaltigkeitsexperte bei BASF, das grundsätzliche Problem: „Für Nachhaltigkeit will an der Supermarktkasse eigentlich niemand etwas zahlen.“ 

Als Alternative zu staatlichen Vorgaben, Zwang und Bürokratie stellte er die BASF-Initiative „KlimaPartner Landwirtschaft“ vor. Deren Ziel sei, Weizen mit 30 Prozent weniger CO2-Emissionen zu produzieren. „Wir wollen, dass Landwirte bei dem Thema Spaß haben und auch Geld verdienen können“, schilderte Röser. BASF habe dafür einen Maßnahmenkatalog entwickelt, bei dem alle Betriebe gleichermaßen profitieren könnten, egal ob sie ihren Kohlenstoffhaushalt schon immer im Blick hätten oder sich diesem Thema noch annäherten. 

Landwirte erhalten für die Teilnahme einen Sockelbetrag in Höhe von 40 Euro/ha. Dieser kann durch zusätzliche Maßnahmen aufwachsen. Im Schnitt erhielten die „KlimaPartner“ derzeit 60 Euro/ha. Röser erklärte: „Wir arbeiten daran, zukünftig auch andere Kulturen wie Raps aufzunehmen.“ Auch bisher nicht berücksichtigte Maßnahmen wie die Nutzung von Pflanzenkohle könnten perspektivisch in den Maßnahmenkatalog aufgenommen und bepreist werden. 

Digitalisierung unterstützt nachhaltige Methoden

Patrick Hofstetter, Precision-Farming-Experte bei John Deere, erläuterte die Vorteile digitaler Helfer im Pflanzenbau. Das Xarvio-System von BASF könne beispielsweise über eine Schnittstelle problemlos mit den John-Deere-Systemen kommunizieren. „Unser Ansatz ist das gesamte Produktionssystem. Wir wollen Landwirte mit Technologielösungen unterstützen, nachhaltig zu arbeiten“, so Hofstetter. Durch die Dokumentation der Reihen könne jeder Arbeitsschritt genau geplant und durchgeführt werden. „Wenn ich meine Reihen kenne, kann ich beispielsweise mit der Bandspritze gezielt die Reihe spritzen und dazwischen hacken“, schilderte er. 

Im Bereich der Milchviehhaltung kooperiere John Deere mit DeLaval. Mithilfe des sogenannten Milk Sustainability Center könnten Milchviehbetriebe über die gesamte Produktion prüfen, in welchen Arbeitsschritten sie schon wie gut seien und wo sie sich noch verbessern könnten. Vor allem die Einsparung von Betriebsmitteln senke Kosten und erhöhe gleichzeitig die Nachhaltigkeit. 

Mehr Geld für die Milch

Arla-Manager Dr. Thomas Kröber informierte zum „Farm-Ahead“-Programm der Meierei. Bereits seit 2013 gebe es bei Arla erste KlimaChecks. „Die Teilnahme ist freiwillig“, betonte Kröber. Allerdings seien so gut wie alle Genossenschaftsbetriebe dabei, weil allein die Teilnahme schon 1 Cent/kg Milch mehr bringe. Der 223-seitige Fragenkatalog habe es zwar in sich. Doch niemand müsse alle Fragen beantworten. Körber erläuterte: „Einige Fragen schließen andere aus.“ Außerdem gebe es den Fragebogen digital. Aus den Antworten ergebe sich schließlich der CO2-Fußabdruck, so der Arla-Manager. Betriebe gewönnen dadurch die Information, an welchen Stellen sie die größten Verbesserungsmöglichkeiten im Sinne der Nachhaltigkeit hätten. 

Er schilderte: „Unsere Betriebe können sich super mit Betrieben der gleichen Kategorie – also ähnlicher Größe und Struktur – vergleichen.“ Das Geld für die Honorierung werde aus dem eigentlichen Milchgeld herausgenommen und dann umverteilt. Über ein Punktesystem seien bis zu 2,4 Cent/kg Milch zusätzlich zu dem 1 Cent/kg Basisprämie für die Teilnahme möglich. Kröber berichtete: „Seit 2015 haben wir die CO2-Emissionen auf den Höfen um 15 Prozent reduziert. Bis 2030 wollen wir 30 Prozent schaffen.“ Grundsätzliches Ziel sei, zusätzliche Gelder am Markt zu erlösen. Deswegen ist Arla mit dem „FarmAhead“-Label jetzt auch in die Vermarktung gegangen.

Praxiserfahrungen

Milchviehhalter Knud Grell, Mitglied der Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit bei Arla, ist an der Entwicklung des „FarmAhead“-Programms beteiligt. Er forderte: „Wir müssen doch hinbekommen, dass die Menschen lernen und verstehen, dass die Landwirtschaft ein Schlüssel beim Klimaschutz sein kann.“ Das stärke nicht zuletzt das Image der Landwirtschaft. Er hält es für den richtigen Weg, mit dem „FarmAhead“-Label in die Vermarktung zu gehen. 

Ackerbauer Lars Christiansen hat in eine Pyrolyse-Anlage investiert, in der aus eigenem Knickholz Kohle produziert wird. Er erklärte: „Wir nutzen Pflanzenkohle in der Fütterung der Tiere und als Dünger auf den Böden.“ Zudem vermarkte er sein Produkt im Handel und generiere CO2-Zertifikate. Vom Einsatz von Pflanzenkohle auf Ackerböden zeigte er sich überzeugt: „Damit verbessern wir unsere Böden für die nächsten 1.000 Jahre.“

Landwirtin Anna-Lena Sager beschrieb soziale Aspekte der Nachhaltigkeit. „Durch unsere stadtnahe Lage in Ottendorf bei Kiel gibt es viel Publikumsverkehr.“ Oft entstünden Feldranddiskussionen. Diese habe der Ackerbaubetrieb zum Anlass genommen, sich bei „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und in der Bildungsoffensive des Kieler Landwirtschaftsministeriums zu engagieren und Schülern die moderne Landwirtschaft näherzubringen. Für die Einsparung von Betriebsmitteln im Sinne ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit setze man auf Technologie. Familie Sager unterstützt beispielsweise das Start-up Farmetrics bei der Entwicklung von Agrar-Dienstleistungen mit Drohnen.

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