Dr. Uwe Scheper

Die Region im Fokus

Direktvermarktung, Tierwohl und Agroforst sowie die Rinderzucht standen im Mittelpunkt der Exkursion „Milchwirtschaft und Rinderzucht“ während der VDAJ-Bundestagung Ende August in Schleswig-Holstein.

Der Reisebus fand zunächst den Weg zum Eichhof der Familie Riecken. Der Betrieb in Großbarkau konnte sich für seine Milchvermarktung schon früh eine Regionalmarke aufbauen. In der Region ist „Rieckens Landmilch“ bei Verbrauchern sowie im Handel durchaus bekannt. An eine weitere Ausdehnung des Absatzmarktes wird aber nicht gedacht, schon allein aus ökologischen Gründen. Khersten Riecken führte die VDAJ-Besuchergruppe durch die Milchverarbeitung. Es ist schon eindrucksvoll, wie es der Familie gelingt, ökologische Ziele auf einer ökonomisch „funktionierenden Basis“ aufzusetzen: Tolle Produkte, kurze Transportwege und verbrauchergerechte Vermarktungswege: Online-Shop, Lieferservice und ein 24-7-Hofladen! 

Khersten Riecken führte die VDAJ-Besuchergruppe durch die Milchverarbeitung.
Foto: Christian Mühlhausen

Seit 1899 befindet sich Betrieb im Familienbesitz, auf dem Gelände sprüht es von Ideen und Umsetzungen. Auch Sohn Felix glänzt mit Visionen, die er auf dem Betrieb weiterentwickelt und umsetzt. Hierzu zählen neben der muttergebundenen Kälberaufzucht, die seit 2021 in den Betrieb integriert wurde, auch verschiedene weitere Aspekte rund um das Tierwohl. Ein großzügiges Raumangebot für das Rindvieh ist hier ebenso hervorzuheben wie die Vollweidehaltung. 

Spannend sind auch die Aktivitäten der Familie Riecken im Bereich Agroforst. Entlang der Weiden sind einzelne Reihen von Bäumen angepflanzt, weitere Reihen durchziehen das Grasland und sorgen so für mehr Schatten auf den Weiden. Abgesehen von der grundsätzlichen Problematik des Weltklimas hat diese Form der Anpflanzung von Bäumen, wie z.B. von Weiden, bedeutende und konkret sichtbare Effekte für das Klima auf den Weiden. Die Bäume werfen Schatten und schützen das Gras vor allzu großer Sonneneinstrahlung sowie vor Trockenheit. 

Rieckens betreiben ihre Landwirtschaft eingebettet in nachhaltige Gedanken: Regenerative Landwirtschaft steht hier im Fokus der landwirtschaftlichen Produktion. Der Betrieb ist auch Teil des Netzwerkes „Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau“. Die angereisten Agrarjournalisten konnten sich über die Dynamik freuen, mit der sich die Rieckens auf die Zukunft vorbereiten – ganz viel ökologisches Unternehmertum, und keinesfalls Stillstand! 

Die vielfältigen und teilweise auch leicht weltanschaulichen Einblicke nährten den Fragereflex bei den teilnehmenden Fachjournalisten. Letztlich musste das Organisationsteam – Anne Katrin Gerwers und Sönke Hauschild (vielen Dank für das tolle Programm (!) – deutlich auf die fortgeschrittene Zeit hinweisen. 

Da schlagen Züchterherzen höher

So ging es weiter zur Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH), direkt auf die Besamungsstation in Schönböken. Auch dort wurde die Reisegesellschaft von einer besonderen Dynamik begrüßt. Christina-Johanna Paulsen-Schlüter (stv. Vorstandsvorsitzende), Olaf Weick (Geschäftsführer) sowie Bastian Bornholdt (Abteilungsleiter für Spermavertrieb und Marketing) freuten sich über die bunte VDAJ-Truppe, in einer beinahe schon freudig-familiären Stimmung. Bei Kaffee und Kuchen stellte das RSH-Führungsteam die Aktivitäten der norddeutschen Zuchtorganisation vor. Das wirkte alles sehr dynamisch und klar zukunftsorientiert. 

Moin! Ein herzliches Willkommen in Schönböken.
Foto: Christian Mühlhausen

In puncto Tierschutz spielt die Auswahl passender Besamungsbullen eine wichtige Rolle. Hierfür stehen hilfreiche Relativzuchtwerte zur Verfügung, anhand derer die Qualitäten der Besamungsbullen erkannt und verglichen werden können. Besonderes Augenmerk legt die RSH auf zwei besondere Lokalrassen. Das Angler Rind stammt aus der Region Angeln. Der Bestand umfasst aktuell noch knapp 8.800 Kühe auf 112 Betrieben. Geschätzt wird die Rasse wegen der hohen Inhaltsstoffe und der besonderen Klauengesundheit. 

Neben den Anglern genießt auch die Rotbunte DN besonders Beachtung. „DN“ steht für Doppelnutzung, eine Eigenschaft, die im Zeitalter der fortschreitenden Spezialisierung nur noch von einer begrenzten Zahl an Züchtern geschätzt und weiterentwickelt wird. Bei einem abschließenden Besuch in den Laboren der Besamungsstation konnten den Agrarjournalisten ein spannender und detaillierter Einblick in die Gewinnung von Bullensperma präsentiert werden. Ein durchaus spannendes Geschäftsfeld. 

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