Wie Kreativität entsteht
Im VDAJ-Seminar „Kreatives Schreiben“ haben Kolleginnen und Kollegen neue Techniken gelernt, ihrer rechten Gehirnhälfte Raum zu geben. Denn nur mit bildhaften Geschichten schenkt uns der Leser etwas von den 27 Minuten seiner täglichen Lesezeit.
Die Situation kennt jedes VDAJ-Mitglied: Noch drei Stunden bis zur Abgabe, nur ein dünner Aufhänger für die Geschichte und vier schreiend leere Seiten. Nun mal los! Kreativität auf Kommando? Sie fängt mit Nichtstun an, einem weißen Blatt und einem Gedankenfetzen. Diesem Gedanken Raum zu geben, ihn weiter und neu zu entwickeln, das ist Kreativität. Aus sich selbst heraus Neues schaffen, ohne Impulse von außen.
Das VDAJ-Schreibseminar „Kreatives Schreiben“ mit Dozent Dr. Sebastian Poliwoda, langjähriger Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Reisejournalist und Dozent an der Akademie der Bayerischen Presse, hat bei den sechs Kolleginnen und Kollegen aus dem VDAJ den Samen gelegt, um neue Ansätze fürs Texten zu entwickeln. Die sehr geeigneten Räumlichkeiten der DEULA in Nienburg schafften den Rahmen für zwei intensive halbe Arbeitstage.
Wir konkurrieren um 8 Minuten Lesezeit für Gedrucktes
Die Gedanken gilt es zu ordnen und interessant zu verpacken. Ich will, dass unbedingt mein Text gelesen wird. Die Konkurrenz ist riesig und mein Adressat hat keine Zeit.
Waren es 2002 noch 57 Minuten, die jeder Deutsche täglich mit Lesen gedruckter Texte verbracht hat, sind es heute noch acht Minuten. Hinzu kommen noch 19 Minuten Online-Texte pro Tag. TV und Streaming bekommen 270 Minuten Lebenszeit am Tag, der gesamte Medienkonsum 627 Minuten. 27 Minuten also, in denen mein Text konkurriert mit der Gala, Spiegel Online, der Tageszeitung und dem Thriller vom Nachttisch.
„Wenn Menschen lesen, bleibt als erstes ein Gefühl zurück“, sagt Poliwoda. Die Aufmerksamkeit gilt es zu fangen, um vom 27-Minuten-Kuchen ein Stück zu bekommen. Der Knaller meiner Geschichte muss schnell kommen. Denn nach 3.500 Zeichen steigt der Leser aus.
Emotionale Geschichten bleiben im Kopf
Geschichten erzählen, Ereignisse nahbar machen, das berührt den Leser. Die Information „Letzte Woche sind im Sudan 4.500 Menschen verhungert“ entsetzt nur kurz. Die Geschichte „Vor 17 Tagen hat Hassan zum letzten Mal gegessen“ berührt dagegen und bleibt im Kopf. Je stärker und konkreter die Bilder sind, die der Text verwendet, desto besser wird er.
Starke Bilder entstehen, wenn ich sie im Text benenne: Thymian und Salbei verfangen stärker, als wenn ich lapidar von Gewürzen spreche. Die rechte Gehirnhälfte ist die, die Assoziationen und Emotionen verarbeitet. Deshalb denke ich an Oma, wenn der Duft von Lavendel beschrieben wird. Den Leser treiben Gefühle, Geschichten und Menschen an, weiterzulesen – nicht die Fakten eines Texts. Die will die dominantere linke Gehirnhälfte ständig einbringen.
Filme in Worten erzählen
Deshalb muss die stärkste Szene eines Texts nach vorn. Sie ist die Lokomotive, die den Text zieht. Die weiteren Erzählungen sind die Waggons und die Hintergrundinfos die Kupplungen, die verbindenden Elemente – das Grundgerüst für ein gelungenes Feature. „Schreiben heißt, mit Worten verfilmen“, sagt Poliwoda. Je filmischer wir denken, desto besser werden unsere Texte.
Haikus treiben diese Idee auf die Spitze. In drei kurzen Zeilen zu fünf, sieben und fünf Silben versucht diese Gedichtform aus Japan, die wesentliche Stimmung kondensiert einzufangen. Auch sie fördern die Kreativität beim Schreiben, weil sie beschreiben, welches Gefühl beim Leser erzeugt werden soll.
Den Erfolg dieses Seminars und den Dank für die vielen neuen Kreativideen und die neue Lust am Texten brachte ein Teilnehmer mit diesem Haiku auf den Punkt:
Bilder öffnen sich,
dichte Sprache erfüllt uns.
Fröhliches Lernen.
Klaus Strotmann
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