Die kompakte und effiziente Zuckerfabrik in Wabern
Die Zuckerfabrik im nordhessischen Wabern hat etwa die Hälfte der geschätzten Rübenmenge aus ihrem Einzugsgebiet verarbeitet. Die kleinste der sieben Südzucker-Werke in Deutschland verarbeitet jährlich während einer Kampagne zwischen 850.000 bis 950.000 Tonnen Rüben. Daraus entstehen 135.000 bis 150.000 Tonnen Zucker. Die Kampagne hat in diesem Jahr am 6. September begonnen und wird sich bis Ende Januar erstrecken. Die Verarbeitung lief bislang weitgehend reibungslos, wie Vertreter der Südzucker einer Gruppe von Agrarjournalisten Mitte November berichteten.
Wabern ist auch die nördlichste Zuckerfabrik des Konzerns, weshalb sie Werksleiter Christian Ulrich als Speerspitze der Südzucker bezeichnete. Nach der Schließung des Werks im westfälischen Warburg hat der Standort in Wabern noch an Bedeutung gewonnen. Das Einzugsgebiet hat sich vergrößert und reicht von Dortmund im Westen bis Mühlhausen in Thüringen im Osten, sowie von Südniedersachsen bis nach Alsfeld mit insgesamt 1.100 Zuckerrübenanbauern.
Die Ernte läuft zügig
Das Werk im Kernanbaugebiet der Schwalm besteht seit 1880. Der Standort wird weiter gestärkt und hat eine neue Wasseraufbereitungsanlage erhalten, wie Ulrich weiter berichtete. Der Bau eines neuen Zuckerlagers mit einer Kapazität von 60.000 Tonnen befindet sich im Endstadium. Etwa 85 bis 90 Prozent der Rüben wurden bis Mitte November in der Region geerntet. Sie wurden entweder bereits verarbeitet oder liegen auf Mieten, wie Georg Koch, Vorsitzender der Zuckerrübenanbauer Kassel berichtete. Seinem Verband gehören etwa 1.000 Anbauer an. Die Erträge liegen in dieser Saison zwischen 60 und 100 t/ha. Zum Teil gab es Spitzenerträge, weil es während der Saison immer Niederschläge gegeben habe, so Koch, allerdings auch mit entsprechenden Verdünnungseffekten, was den Zuckergehalt anbelangt.
Ein Gunststandort
Die Anbauregion zählt zu den besten im Bereich der Südzucker, sagte Koch. Das große Einzugsgebiet und die meist weit voneinander entfernten Anbauflächen wirkten sich positiv auf die phytosanitären Verhältnisse aus, berichtete der Vorsitzende. Aufgrund gleichbleibender Lieferrechte, aber höherer Erträge habe sich die Anbaufläche nochmals verkleinert haben, was wiederum die Fruchtfolge erweitere. Die Pflanzen seien gesünder, es müsse daher auch weniger gespritzt werden, wie Moritz Vorholzer, Leiter der Rohstoffabteilung, berichtete. Ansonsten seien die Sommer nicht so heiß wie in anderen Regionen, sagte Koch. Mit der Schilf-Glasflügelzikade und den von ihr übertragenen Krankheiten gebe es noch keine nennenswerten Probleme.
Die Anbauregion im Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Wabern zählt zu den besten im Bereich der Südzucker.
Die Zuckerfabrik in Wabern blickt auf eine 145-jährige Geschichte zurück. Werksleiter Ulrich nannte sie kompakt und effizient. Das Werk beschäftigt rund 100 festangestellte Mitarbeiter plus 25 Arbeitskräfte während der Kampagne. Hinzu kommen 13 Auszubildende. Ein Hauptberuf ist Industriemechaniker, denn Zuckermachen sei kein Lehrberuf, so Ulrich.
Am Standort Wabern wird Weißzucker für die weiterverarbeitende Industrie produziert und hauptsächlich lose in Silofahrzeugen, aber auch in Big Bags ausgeliefert. Außerdem werden als Nebenprodukte Futtermittel, Melasse und Carbokalk erzeugt.
Wabern ist Teil eines großen Ganzen
Der Leiter der Unternehmenskommunikation, Dr. Wolfgang Kraus, gab einen Überblick über den Südzucker-Konzern, der mit 19.300 Mitarbeitern einen Umsatz von 9,7 Mrd. Euro im Jahr erzielt. Die Südzucker ist in Europa der größte Anbieter von Zuckerprodukten mit etwa 3,9 Mio. t im Jahr und betreibt in Europa 21 Zuckerfabriken (inklusive der Fabriken der Konzern-Schwester Agrana).
Das Unternehmen gliedert sich in fünf Segmente neben Zucker sind dies Spezialitäten (Zutaten aus pflanzlichen Rohstoffen, Tiefkühlpizzen), Crop Energies (Ethanol), Stärke sowie Frucht (Fruchtzubereitungen, Säfte). In allen Sektoren betreibt Südzucker intensive Forschung. Ein Beispiel ist die stoffliche Verwertung von Kohlendioxid, das bei der Ethanol-Herstellung entsteht und sehr gut aufgefangen und beispielsweise mit Wasserstoffmolekülen zu Methan umgewandelt werden kann. Für diese stoffliche Kohlendioxid-Verwertung gebe es allerdings noch keine Regelung im Sinne einer Honorierung der CO2-Emissionsvermeidung. Eine solche Regelung fordere das Unternehmen von der Politik, machte Kraus deutlich.
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