Cornelius Mohr

Ausbildung zum Pferdewirt in historischen Gebäuden

Am 10. Juli trafen sich die VDAJ-Mitglieder der Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland zur Mitgliederversammlung auf dem Landgestüt Dillenburg. Nach dem Überblick über das zurückliegende Jahr stand die Wahl des 2. Vorsitzenden an. Daniel Rittershaus wurde einstimmig wiedergewählt.

Im Anschluss führte Gestütsleiter Andreas Rogocz die Agrarjournalisten durch die Gebäude und Stallungen und erläuterte die wechselvolle Geschichte und den aktuellen Aufgabenbereich des Gestütes. Im Jahre 2017 war die Lage für das Landgestüt Dillenburg sehr ernst. Damals stand die Ankündigung von Landwirtschaftsministerin Priska Hinz im Raum, die traditionsreiche Einrichtung zu schließen. Grund waren die nach Einschätzung des Ministeriums mangelnden Bewegungsmöglichkeiten für die Pferde. Doch durch Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen konnte die Pferdehaltung fortgeführt werden, allerdings ohne die seit Gründung des Gestüts im Jahre 1869 bestehende Hengsthaltung. Das heutige Aufgabenspektrum des Landgestüts, das seit 2010 zum Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gehört, umfasst die Ausbildung zum Pferdewirt, den Betrieb der Landes-Reit- und Fahrschule sowie den Erhalt der kulturhistorischen Anlage.

Seit 1977 bildet das Landgestüt Pferdewirt aus, und zwar in den Fachrichtungen klassische Reitausbildung sowie Pferdehaltung und Service. Aktuell sind acht angehende Pferdewirte im Gestüt tätig, wie Rogocz berichtete. „Die jungen Leute erhalten eine umfassende fachliche Ausbildung und entwickeln ihre Persönlichkeit“, sagt Rogocz. Der 63-Jährige hat selbst seine Ausbildung als Pferdewirtschaftsmeister in Dillenburg absolviert und ist seit 1978 am Landgestüt beschäftigt. 

Zentrale Prüfungsstätte für drei Bundesländer

Als zentrale Vorbereitungs- und Prüfungsstätte für den Beruf Pferdewirt finden im Gestüt außerdem die Zwischen- und Abschlussprüfungen der Fachrichtungen Pferdehaltung und Service sowie Zucht für die Länder Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen statt. Pro Jahr kommen zwischen 100 und 120 Auszubildende nach Dillenburg, um ihre Prüfungen abzulegen. 

In der Landes Reit- und Fahrschule finden außerdem das ganze Jahr über Dressur- und Springlehrgänge statt. Hinzu kommen Trainerschulungen, Managerseminare, Reit- und Fahrabzeichen und Lehrgänge für Trainerassistenten und für den Gesundheitssport. „Das sind 85 bis 95 Lehrgänge an insgesamt 330 Tagen im Jahr“, erklärt Rogocz. Ein tolles Angebot für Schüler sei das Wahlpflichtfach Schulsport Reiten in Kooperation mit dem örtlichen Wilhelm-von-Oranien-Gymnasium.

Konzerte und Veranstaltungen

Darüber hinaus engagiert sich das Landgestüt beim Erhalt seines kulturhistorisch wertvollen Gebäudeensembles. Die drei spätbarocken Hauptgebäude Prinzenhaus, Marstall und Reithaus sind Kulturdenkmäler und bilden eine repräsentative Straßenfront in der Dillenburger Innenstadt. Das Historische Reithaus eignet sich mit seiner sehr guten Akustik besonders für die Ausrichtung von klassischen Konzerten. Vor wenigen Wochen wurden die Dillenburger Reithauskonzerte mit renommierten Orchestern erfolgreich mit großem Publikumszuspruch durchgeführt, wie Rogocz begeistert berichtet. Das Landgestüt trägt somit zur Förderung des Kulturtourismus bei. Außerdem kann man Räumlichkeiten für private Veranstaltungen wie Hochzeiten, Betriebsfeiern und Seminare mieten. 

Zur Gestütsanlage gehören außerdem eine Scheune und vier Ställe. Das gesamte Gestütsgelände umfasst zehn Hektar. Betreut werden die Pferde, die Anlage und die Verwaltung von 22 Mitarbeitern, Auszubildende eingerechnet.

Eine große Herausforderung war und ist die Sanierung der historischen Gebäude, wie Rogocz weiter berichtet. Seit 2010 hat das Land insgesamt über 10 Millionen Euro in das denkmalgeschützte Ensemble gesteckt. Besonders die in den Mauern aufsteigende Feuchtigkeit habe bei den Gebäuden und besonders in den Dachstühlen Schaden angerichtet. „Jetzt sind alle Gebäude der historischen Kernanlage ertüchtigt“, so der Gestütsleiter. 

Abschlussfoto vor dem Reithaus.
Foto: VDAJ

Bedauern über Abschaffung der Hengsthaltung

Um den Pferden mehr Licht, Luft und Bewegung zu bieten, also um den Anforderungen einer tierwohlgerechten Haltung zu genügen, wurden die Boxen in den Ställen und die Auslaufflächen vergrößert. Einzelne Tiere können zudem im Sommer mehrere Wochen auf der Weide eines Kooperationsbetriebs stehen. Das ermöglichte die weitere Haltung zumindest der Lehrpferde, den Stuten und Wallachen, die im Gegensatz zu Hengsten in Gruppen gehalten werden können, wie das Ministerium im Sommer 2018 in einer Verlautbarung konstatierte.

Dass die Hengste abgeschafft wurden – der letzte Hengst wurde 2018 verkauft – bedauert Rogocz noch heute. Dem Betrieb vorzuwerfen, dass er nicht in der Lage sei, Hengste zu halten, habe die Mitarbeiter getroffen. Allerdings räumt Rogocz ein, dass die Nachfrage in den vorhergehenden Jahren zurückgegangen war, auch in Folge der Fusion der Hessischen Pferdezuchtverbandes mit dem Hannoveraner Zuchtverband 2005. In der Hochzeit in den 30er Jahren standen im Landgestüt 180 bis 200 Hengste, die meisten davon Kaltblüter. Zum Schluss waren es noch 14 Hengste. 

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