Äpfel waren sehr knapp

Die Keltereien hatten im vergangenen Jahr mit einer historischen Knappheit an Äpfeln zu kämpfen. Die Ernte 2023 war die schlechteste seit 40 Jahren, sagte kürzlich Martin Henke, Betriebsleiter und Kellermeister der Kelterei Possmann, dem in Frankfurt ansässigen Marktführer für Apfelwein, bei einem Besuch von Agrarjournalisten. Gegenüber dem Vorjahr sei das Aufkommen um 40 Prozent geringer gewesen.

Der Apfelmangel ergab sich aus Mindererträgen in Mitteleuropa und betraf sowohl Streuobst als auch Tafelobst. „Wir bevorzugen Äpfel aus der Region von Streuobstwiesen“, erklärte Henke. Das Unternehmen unterhält dazu in der Region immer noch einige Annahmestellen. Aber auf den Wiesen reifte nicht nur weniger heran, es wurde auch weniger gepflückt. Viele Menschen seien nicht mehr bereit, sich die Arbeit zu machen, sagte Henke. Gegen den Bezug von Äpfeln aus Polen spricht jedoch nicht nur die Regionalität, sondern laut Prokurist Uwe Schäfer auch die Frachtkosten. Aus Polen wären das allein rund 800 Euro Dieselkosten bei einen 30-Tonnen-LKW. 

Was an Menge nicht an den Sammelstellen zusammenkommt, wird auf den Großmärkten, beispielsweise in Ingelheim, in Karlsruhe oder Wertheim gekauft. Wenn das immer noch nicht reicht, weicht das Unternehmen auf Äpfel aus, die nicht als Tafelobst vermarktet werden können. Das kommt dann auch aus Südtirol oder Holland. Aber auch die Tafelobsternte war in diesem Jahr nicht so hoch. Außerdem braucht die Apfelweinkelterei säurereiche Äpfel. „Sie sind das Gerüst des Apfelweins“, sagt Kellermeister Henke. 

Martin Henke, Technischer Betriebsleiter und Kellermeister bei Possmann und Uwe Schäfer (r.), kaufmännischer Leiter und Prokurist, stellten sich den Fragen der Journalisten.
Foto: Foto: Mohr

Insgesamt verarbeitet Possmann im Jahr 5.000 bis 20.000 Tonnen Äpfel. Sie werden in der Saison von Anfang September bis Anfang November gekeltert. Die Preise lagen 2023 zwischen 18 und 26 Euro die Dezitonne. Im vorangegangenen Jahr waren es rund 16 Euro. Etwa 150 verschiedene Sorten werden abgeliefert. Rund 15 Mio. Liter Apfelwein kann Possmann lagern. 

Der Absatz läuft über den Getränkefachgroßhandel oder über die Lager des Lebensmitteleinzelhandels. 42 Prozent des Apfelweins werden in Hessen abgesetzt, der Rest in den anderen Bundesländern vor allem Nordrhein-Westfalen, Saarland und in den neuen Ländern, wo Apfelwein auch eine gewisse Tradition hat. „Außerdem exportieren wir in insgesamt 16 Länder beispielsweise Brasilien, Thailand und die Vereinigte Staaten“, erläuterte Schäfer. Gut läuft der klassische Frankfurter Äpfelwein im Eintracht Stadion, wo neben dem Fußball eine Vielzahl von Veranstaltungen angeboten werden. 

Um neben den klassischen Apfelweintrinkern auch eine andere Klientel zu erreichen, bietet Possmann neue Getränkekreationen an, neben Äppler Cola auch Apfelwein Rose, Cider, Cider Sprizz oder Cider Cuvee. Seit zehn Jahren hat Possmann auch alkoholfreien Apfelwein im Sortiment. 

Apfelwein sei ein gutes Trägerprodukt für Mischgetränke, sagte Henke. Insgesamt hat Possmann 30 Getränke im Portfolio. Die Säuregehalte sind unterdessen auf heute 3 bis 5 Gramm pro Liter heruntergegangen. Früher waren es 6 Gramm. Auch greifen die Verbraucher ganzjährig und nicht nur vorrangig im Sommer zu. „Wir haben kaum noch Saisonausschläge“, so Schäfer. Das Unternehmen, das in 5. Generation von Peter Possmann geführt wird, beschäftigt rund 50 Mitarbeiter.

Cornelius Mohr

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