16.07.25
Elisabeth Legge

In der Zeit der Findung

Aller guten Dinge sind drei. Zum dritten Mal fand das traditionelle Pressegespräch der VDAJ-Landesgruppen Bonn und Rhein-Weser mit NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen statt.

Für das NRW-Landwirtschaftsministerium ist es derzeit das Thema Nummer eins – der Ausbruch der ASP bei Wildschweinen in NRW. „Dies macht ein Großteil unserer aktuellen Arbeit aus“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin am 7. Juli beim Pressegespräch mit den beiden Landesgruppen im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium. „Freitag, der 13. Juni, 13 Uhr, war für uns ein ganz besonderer Tag“, so Gorißen.

An diesem Tag erfuhr das Landwirtschaftsministerium, dass erstmals im Kreis Olpe ein ASP-infiziertes Wildschwein gefunden worden war. Es sei klar gewesen, dass die ASP irgendwann NRW erreiche, meinte die Ministerin. Gut sei allerdings gewesen, dass man in NRW auf diesen Fall der Fälle vorbereitet gewesen sei. Nach dem Ausbruch des ersten ASP-Wildschweinfalls in Deutschland habe man sich in NRW drei Jahre lang auf diesen Fall vorbereitet. 

15 Wildschweine infiziert

„Wir haben Strukturen aufgebaut für den Fall des ASP-Ausbruchs, die seit dem ersten Wildschweinfund zum Tragen kommen.“ Alle wichtigen Behörden und Personen seien noch am Tag des Ausbruchs informiert worden. Die Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft habe ihre Arbeit gleich aufgenommen und am nächsten Tag seien auch die speziell für ASP ausgebildeten Suchhundetrupps im Einsatz gewesen. Mittlerweile gibt es nach Aussagen der Ministerin 15 Wildschweine, bei denen ASP festgestellt wurde. 14 Wildschweine entfallen auf den Kreis Olpe und neuerdings auch ein Wildschwein auf den Kreis Siegen-Wittgenstein.

Die Suchhunde-Staffel sei nach wie vor unterwegs, auch außerhalb der infizierten Zonen seien Hunderte von Wildschweinkadavern auf ASP getestet worden. „Die gute Nachricht ist: Hier wurden keine ASP-Fälle festgestellt“, betonte Gorißen. NRW habe sich entschieden, ein landesweites Monitoring bei der Jägerschaft zu starten, das laut Angaben der Ministerin sehr gut angenommen wird. „Wichtig ist, dass keine Unruhe in der infizierten Zone entsteht, und daher wird auch dort nicht gejagt“, erläuterte Gorißen. 

Geplant ist, in der infizierten Zone erst mal einen mobilen Zaun und später auch einen festen Zaun zu installieren. Wann dies sein wird, steht noch nicht fest. „Ein verfrühter Zaunbau führt zu Störungen und kann zu Abwanderung von den infizierten Schweinen führen und das wollen wir ja nicht.“ Ziel der Landesregierung ist es viel mehr, der ASP entgegenzuwirken, damit auch kein Eintrag in die Hausschweinebestände erfolgt. „Das ist bisher nicht der Fall gewesen. Gott sei Dank. Daran sieht man aber auch, wie gut die landwirtschaftlichen Betriebe aufgestellt sind, dass die Biosicherheitsmaßnahmen greifen und wie wichtig es auch war, diese hochzufahren in den letzten Jahren“, stellte die Ministerin fest.

NRW-Agrarministerin Silke Gorißen und ihr Haus sind derzeit intensiv beschäftigt mit dem ASP-Ausbruch bei Wildschweinen in NRW.
Foto: Elisabeth Legge

Aber auch auf die Landwirtschaftspolitik in Brüssel und Deutschland ging Gorißen bei dem VDAJ-Gespräch ein. Lobend äußerte sie sich insbesondere über den neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen. In seiner Vision habe er viele Leitlinien formuliert, die positiv für die Landwirt- und Forstwirtschaft seien. „Hansen kommt aus der Landwirtschaft und mit ihm haben wir einen starken Streiter für die Interessen der Landwirtschaft in Europa“, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Sie wies darauf hin, dass ihr und ihren Mitarbeitern der Dialog mit Brüssel, hier unter anderem mit den EU-Parlamentariern, wichtig sei. NRW könne so in Brüssel zeigen, wie man beispielsweise zur GAP oder zum Mehrjährigen Finanzrahmen stehe.

Herausforderungen abarbeiten

Was die Bundespolitik anbelangt, so gab sich die NRW-Landwirtschaftsministerin optimistisch. Der Koalitionsvertrag sei vielversprechend für die Land- und Forstwirtschaft. Hier zeichneten sich viele wichtige Fortschritte für die Agrarbranche ab. Es gehe aber jetzt auch darum, die entsprechenden Herausforderungen für alle entlastend und zielorientiert abzuarbeiten. Die Ministerin erwartet, dass es auf nationaler Ebene deutliche Fortschritte beispielsweise bei der Entbürokratisierung geben wird. Mit der Streichung der Stoffstrombilanz sei der Anfang gemacht. Dabei müsse weiterer Bürokratieabbau erfolgen.

Momentan gelte es hier abzuwarten. „Wir finden uns in der Zeit der Findung“, so Gorißen wörtlich mit Blick auf die Bundesregierung. Abwarten müsse man nicht nur bei der Bürokratie, sondern auch bei dem anvisierten Umbau der Tierhaltung. Der Bund wolle ebenso wie NRW die Tierhaltung erhalten. Neben der nach wie vor ungeklärten Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung sieht die Ministerin aber auch den Verbraucher in der Pflicht: „Wer mehr Tierwohl fordert, der muss dafür auch bezahlen.“

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