Landesgruppe informiert sich auf Jakobs-Spargelhof
Themenschwerpunkt „35 Jahre Deutsche Einheit“: Die Landesgruppe Berlin/Brandenburg/Thüringen/Sachsen widmet der Deutschen Einheit, die sich im Oktober 2025 zum 35. Mal jährt, einen Themenschwerpunkt in ihrem Jahresprogramm. In drei Veranstaltungen bis Oktober sprechen Zeitzeugen über ihre besonders persönlichen Entscheidungen und Erlebnisse rund um die Wiedervereinigung, die ihren privaten oder beruflichen Weg entscheidend verändert und geprägt haben.
Erfolgsgeschichten, aber auch die Erkenntnisse aus Enttäuschungen können aufschlussreich sein und zur Lösung aktueller und künftiger Herausforderungen beitragen. Welche politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind nötig, damit der eingeschlagene Weg von der nachfolgenden Generation weitergegangen wird?
Der Auftakt dieser Gesprächsreihe fand auf dem Jakobs-Hof Beelitz bei Berlin statt, verbunden mit einem Spargelessen. Zwei der vier Brüder der in vierter Generation Spargel und Gemüse anbauenden Bauernfamilie Jakobs aus Mönchengladbach bauten nach der Wiedervereinigung in Schäpe und Beelitz zwei florierende Spargelbetriebe auf.
Gutes Land in Brandenburg
Da die Strukturen in Westdeutschland bereits weitgehend etabliert waren und hohe Landpreise die Gründung erschwerten, stellte sich nach der Wiedervereinigung Brandenburg als geeigneter Standort heraus. Nach mehreren Jahren der Suche, auch in Polen, waren die Brüder Josef und Jürgen fündig geworden. Im August 1996 kaufte Josef Jakobs einen alten Vierseitenhof in Schäpe bei Beelitz – nicht von der Treuhand, sondern von einem privaten Eigentümer. Die Bedingungen waren günstig: pachtfreies, steinfreies Land ohne Staunässe, eine gute Verkehrsanbindung nach Berlin durch die nahe Autobahn A9 und ein fairer Kaufpreis.
Für Josef Jakobs war dies die Grundlage, um sich seinen Traum, eine eigene landwirtschaftliche Existenz aufzubauen, zu realisieren. Ziel war es, Spargel und Heidelbeeren anzubauen, wie bereits sein Vater und Großvater. Sein Bruder Jürgen, damals Banker bei einer deutschen Großbank und in Berlin arbeitend, beriet ihn und erstellte mit das Unternehmenskonzept. Der Hof in Schäpe war stark renovierungsbedürftig, wurde in den Folgejahren umfassend restauriert und zu einem Kleinod ausgebaut.
Der Spargelbauer hat das letzte Wort.
Die Aufgaben auf dem Hof wurden klar verteilt: Josef Jakobs hält 60 % der Anteile und ist für den gesamten anbautechnischen Bereich verantwortlich. Er organisiert die Saisonarbeitskräfte, kümmert sich um den Anbau und die Arbeit auf dem Feld. Jürgen Jakobs Kenntnisse und Verbindungen aus seiner Bank-Karriere waren bei Finanzierungsfragen vermutlich von größtem Wert. Er übernahm 40 Prozent der Anteile und wurde zuständig für Vermarktung, Verwaltung, Finanzierung, Versicherungen – eben alles, was um den Betrieb herum für den Erfolg organisiert werden musste. Diese Aufteilung sei bewusst so gewählt, erklärt Jürgen Jakobs, denn bei einem gleichmäßigen Verhältnis von 50:50 käme es oft zu Blockaden. „Ich wollte, dass mein Bruder als Spargelbauer das letzte Wort hat – sonst wären wir uns ständig in die Haare geraten.“
Spargel, Beeren und Erlebnisse
Inzwischen habe sich das „Spargel-Wunderland Brandenburg“, insbesondere die Region um Beelitz, über Jahre hinweg sehr gut entwickelt. Im Jahr 2001 kam nach dem Josef-Jakobs-Hof der Spargelhof Beelitz hinzu; die Brüder gründeten die Jakobs-Höfe Beelitz GbR. Mitten in einer Waldregion gelegen mit viel Grund und damit Umbaumöglichkeiten wurden jetzt auch besondere Erlebnisse für die kleinen Verbraucher:innen wie Streichelzoo und Spielplatz geschaffen.
Auf rund 250 ha werden Spargelkulturen und auf 50 ha Heidelbeeren angebaut. Den Brüdern ist es wichtig, ihren Beitrag für einen verminderten ökologischen Fußabdruck zu leisten und ressourcenschonend zu arbeiten. Geerntet wird ausschließlich per Hand, es werden kurze Anlieferungswege zu den Regionalläden des Handels genutzt und in der niederschlagsarmen Region ein Beregnungsmanagement sowie Tröpfchenbewässerung bei den Heidelbeeren installiert.
Die Preisfrage wird zur Zukunftsfrage
Trotz des wirtschaftlichen Erfolges gibt es auch Probleme, vor allem durch den internationalen Wettbewerb. Während Jürgen Jakobs mit den Bedingungen in Deutschland und dem Wettbewerb mit anderen deutschen Betrieben grundsätzlich gut leben kann, sieht er ein großes Ungleichgewicht gegenüber anderen europäischen Ländern. Dort liegen die Löhne um ein Vielfaches niedriger. Als Beispiel nennt er die Kulturheidelbeere, das zweite Standbein seines Betriebs: Auf den 50 Hektar ernten sie mittlerweile 300.000 Kilo. Doch die Personalkosten schlagen stark zu Buche. Ein Pflücker schafft in der Stunde rund 10 kg – bei einem deutschen Mindestlohn von 12,83 € ergeben sich Erntekosten von 1,28 € pro kg. In Ländern wie Ungarn oder Rumänien betragen die Lohnkosten hingegen nur rund 0,34 € pro kg. Allein durch diese Differenz entstünden Kostenunterschiede in Höhe von über 300.000 € jährlich – allein für die Ernte.
Dieses Beispiel zeige, wie schwierig die Situation geworden sei. „Wir haben vierfache Produktionskosten“, sagt Jakobs. „Personalkosten machen bei uns 60 bis 70 % der Gesamtkosten aus – und die lassen sich nicht wegdiskutieren.“ Das Grundproblem sieht er darin, dass immer mehr Sonderkulturen wie Spargel, Heidelbeeren oder Erdbeeren in Deutschland zurückgehen. Nicht, weil die Produktion nicht funktioniert – sondern weil der Konsument am Ende nicht bereit sei, die notwendigen Preise zu zahlen. „Wenn mein Spargel 4,99 kostet und im Supermarkt jemand denselben für 4,30 sieht, fragt man sich: Warum soll ich mehr zahlen?“ Diese Preisfrage werde zunehmend zur Zukunftsfrage.
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