04.04.24

Heute schon gepromptet?

Welche Möglichkeiten bietet Künstliche Intelligenz (KI) im Fachjournalismus und worauf sollte man bei der Nutzung achten? Antworten auf diese Frage gab das Seminar „ChatGPT und KI für Fachmedien“ der VDAJ-Landesgruppe Bayern, das am 4. und 5. Dezember im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg stattfand. Das Seminar war Teil der VDAJ-Fortbildungsserie, die von der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert wird. Das Seminar wird aufgrund der Aktualität des Themas und der starken Nachfrage in den nächsten Monaten von weiteren Landesgruppen angeboten.

Seminarleiter Michael Suck von der Akademie der bayerischen Presse gab einen umfangreichen Einblick in die Nutzungsmöglichkeiten und Tücken von ChatGPT. Die Abkürzung GPT steht für „Generative Pretrained Transformer“, zu Deutsch generativer, vortrainierter Transformator. Das Seminar wurde sehr praxisorientiert gestaltet, so dass die 15 Teilnehmer den Umgang mit dem Chatbot ausprobieren und trainieren konnten.

Richtiger Prompt ist das A und O

Das Verfassen des richtigen Prompts ist das A und O, um am Ende das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Als Prompt wird die Anweisung bezeichnet, die der Benutzer in das Dialogfeld von ChatGPT eingibt. Diese Eingabe sollte nach den Erläuterungen des Referenten so genau wie möglich formuliert sein, ansonsten sei der Textoutput unvorhersehbar und weiche mit hoher Wahrscheinlichkeit vom erhofften Ergebnis ab. 

Wie auch beim Verfassen eines Artikels, sollte man sich zunächst fragen, an welche Zielgruppe der gewünschte Text adressiert sein soll. Michael Suck erklärte, dass ChatGPT ein gutes Rollenverständnis hat und es deshalb sinnvoll ist, beim Schreiben der Prompts Personas zu nutzen. 

In einem guten Prompt soll außerdem die Kernaussage des gewünschten Textes definiert sein und eine Längenvorgabe gemacht werden. Für die Angabe der gewünschten Textlänge empfahl Suck, Wörter oder Zeichen zu nutzen, da die KI mit dem Begriff „Anschläge“ nichts anfangen kann. Grund dafür ist, dass auch die deutsche Version von ChatGPT jeden Prompt im Hintergrund ins Englische übersetzt, eine Antwort generiert und diese wieder zurück ins Deutsche übersetzt.

Laut dem Seminarleiter hilft es, ChatGPT im Prompt damit zu beauftragen, einen journalistischen Bericht zu schreiben, da sie sich dann immer an eine Textstruktur bestehend aus Einleitung, Erläuterung und Erkenntnis hält. Auch Sprache und Stil können über Prompts verbessert werden, zum Beispiel in dem man die KI dazu anweist Wiederholungen zu vermeiden oder mehr Verben statt Adjektive zu verwenden. 

Das muss nicht alles im ersten Prompt geschehen, das Ergebnis kann auch mit weiteren Prompts nachjustiert werden. Beachtet man die bisher genannten Prompting-Regeln, könnte ein Prompt folgendermaßen lauten: „Schreibe einen journalistischen Bericht über das Thema XY für einen Landwirt, der Experte in der Milchproduktion ist und sich mit Fachbegriffen auskennt. Schreibe klar und sachlich, komme auf den Punkt. Der Text soll maximal 700 Wörter lang sein.“ 

Gefahr des Halluzinierens

Gibt man ChatGPT einen solchen Arbeitsauftrag ohne weitere Daten, die als Grundlage für den zu generierenden Text dienen, besteht jedoch die große Gefahr, dass die KI halluziniert. Dieses Problem zeigte sich im Seminar auch während der praktischen Übungen. Beispielsweise dachte ChatGPT sich eine Studie aus und zitierte diese. Nach kurzer Recherche zeigte sich, dass diese Studie gar nicht existiert. Man darf also nicht alles für bare Münze nehmen, was der Chatbot ausspuckt. 

Um das Halluzinieren zu vermeiden, ist es laut Michael Suck daher sinnvoll, mit sogenannten Data-to-Text-Anwendungen zu arbeiten, also ChatGPT die Daten und Fakten, die sie verwenden soll, vorzugeben. Der Prompt wird dabei durch einen Doppelpunkt von den eingegebenen Daten getrennt und könnte lauten: „Fasse die drei wichtigsten Aussagen des folgenden Textes in jeweils einem Satz zusammen: Text“. Über Data-to-Text-Anwendungen können Artikel redigiert oder um eine Infobox ergänzt werden. 

Laut des Referenten ist ChatGPT auch gut darin, Listicles oder FAQs zu erstellen. Man kann sie außerdem damit beauftragen, Texte zu bewerten. Dazu eignet sich der Prompt: „Bewerte den folgenden Text nach Schreibstil, Verständlichkeit und Kreativität mit einer Punktzahl von 1 bis 100“. Eine weitere Daten-to-Text-Anwendung, wäre das Erstellen von Überschriften und Vorspännen.

Grenzen der KI

Die Anwendungsmöglichkeiten von ChatGPT sind vielseitig, allerdings gilt es, die Ergebnisse im Hinblick auf das Halluzinieren im Zweifel kritisch zu hinterfragen. Michael Suck demonstrierte, dass es in der kostenpflichtigen ChatGPT-Version möglich ist, die Quellen direkt mitgeliefert zu bekommen, um diese nachzuprüfen. 

Das ist in der kostenfreien Version jedoch nicht möglich. Ein weiterer großer Vorteil der Bezahlversion ist die Möglichkeit, innerhalb eines Accounts verschiedene Chatbots anzulegen, die mit Vorgaben gefüttert werden können. Beispielsweise lässt sich eine Liste mit einheitlicher Schreibeweise hinterlegen, die dann bei jedem Text, den der Chatbot generiert, automatisch berücksichtig wird. Bei der Nutzung der kostenlosen Version ist außerdem zu beachten, dass sie über den Wissenstand von Januar 2022 verfügt und daher keine Kenntnisse über aktuelle Themen hat. 

Nach dem umfangreichen Input und zahlreichen geführten Dialogen mit ChatGPT fuhren alle Teilnehmer zum Ende des Seminars mit dem gleichen Vorhaben nach Hause: Den Umgang mit der künstlichen Intelligenz im Arbeitsalltag testen und ausprobieren, wann sie hilfreich sein kann.

Katrin John

Seminarleiter Michael Suck zog die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars in seinen Bann.
Foto: Katrin Fischer
Die Arbeitsgruppe VDAJung hatte am 1. Februar zur „aktiven Mittagspause“ eingeladen. Katrin John, Redakteurin bei der LZ Rheinland in Bonn, berichtete dabei von ihren Eindrücken aus dem VDAJ-Seminar „ChatGPT und KI für Fachmedien“ in Würzburg. Über 40 VDAJ-Mitglieder hatten sich vom Arbeitsplatz oder von Hause am PC zugeschaltet, um sich den neuen Themen zu widmen.
Foto: Katrin Fischer

Das Urteil der Teilnehmer

Ich fand die zwei Tage sehr bereichernd und auch den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen am Rande sehr gut.

Karin Eymael, Chefredakteurin Der Deutsche Weinbau (ddw)

Ich habe in der Vergangenheit selten an einem so spannenden, erkenntnisreichen und tollem Seminar teilgenommen. Durch den exzellenten Trainer Michael Suck konnten wir in relativ kurzer Zeit eine faszinierende neue Technik kennenlernen und realitätsnah ausprobieren. Die KI wird unseren (Arbeits-)Alltag - gerade in der Kommunikation - gravierend und nachhaltig verändern. Jetzt gilt es, mit den Chancen sowie Risiken dieser neuen Technologie umzugehen. Dieses Seminar ist ein absoluter Pflichttermin für alle Kommunikatoren!

Tassilo Frhr. v. Leoprechting

Ich bin sehr froh, das Seminar mitgemacht zu haben. Ich habe viel gelernt und sehe da auch einen Vorteil gegenüber anderen Nutzerinnen und Nutzern, die nur mal einen 3-Stunden-Kurs hatten, da wir die Chance hatten, direkt Gelerntes auch mal anzuwenden und auszuprobieren und zu vertiefen.

Constanze Bickert

Termine

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Startdatum 01.10.24
Enddatum 02.10.24

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Die VDAJ-Bundestagung 2025 findet vom 29. – 31.8 2025 in Rendsburg statt.

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IFAJ World Congress 2025

Startdatum 14.09.25
Enddatum 18.10.25

IFAJ World Congress 2025 in Nairobi, Kenia

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