Bauern-Uffrur in Schwaben
In Verbindung mit der Mitgliederversammlung Anfang Mai besuchte die Landesgruppe Baden-Württemberg die Ausstellung „Uffrur – Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ im Kloster Schussenried.
Vor 500 Jahren ging es hoch her im deutschen Südwesten. Die Bauern und Bäuerinnen hatten es satt, verspottet, unterdrückt und ausgenommen zu werden. Die Städter hielten die Bauern für ungehobelt und plump. Die hohen Herren ritten bei der Jagd rücksichtslos über frisch angelegte Felder. Als sie dann noch immer höhere Abgaben leisten und als Leibeigene auf Freiheiten und Rechte verzichten sollten, begehrten sie auf. So kam es im Jahr 1525 zum „Bauernkrieg“. Er gilt als der größte Aufstand, den Europa bis dahin gesehen hatte.
Landesausstellung im Kloster Schussenried
Die Ausstellung des Landesmuseums Württemberg im Kloster Schussenried in Oberschwaben, vor 500 Jahren mittendrin im Geschehen und schließlich von Bauern geplündert und verwüstet, widmet sich den historischen Geschehnissen zwischen Juni 1524 und Juli 1525 im Südwesten Deutschlands. Mehr als 150 Originalexponate - Bücher, Flugschriften, Gemälde, Waffen und Kleidungsstücke – zeichnen ein Bild der Lebensrealität im frühen 16. Jahrhundert.
Zum einen war die Zeit um 1500 von Wandel und Aufbruch geprägt – Christoph Columbus hatte Amerika entdeckt, Johannes Gutenberg den Buchdruck erfunden, Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzt. Zum anderen bestimmten eine extrem ungleiche Verteilung von Macht und Gütern das Leben der Menschen. Vielerorts versuchten die Herren den Zugang zur Allmende zu kontrollieren und alle Bauern zu Leibeigenen zu machen.
Den Beginn der Bauernproteste datiert die Ausstellung auf Juni 1524, als Bauern nahe der deutsch-schweizerischen Grenze genug hatten von den Schikanen der Obrigkeit. Die Gräfin von Schloss Hohenlupfen im heutigen Landkreis Waldshut hatten ihren Bauern befohlen, Schneckenhäuser zu sammeln. Doch die Bauern steckten mitten in der Ernte. Anstatt zu gehorchen, griffen sie zu den Waffen und zogen gemeinsam zum Schloss.
Die erste Aufwallung legte sich allerdings wieder, bis Ende 1524 verbreitete sich die Bauernerhebung eher friedlich. Den Bauern liegt wenig an gewalttätigen Aufständen. Sie wollen auf Augenhöhe mit den Herrschenden verhandeln, um bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen. Das erweist sich als schwierig. So nimmt die Protestbewegung immer mehr Fahrt auf.
Buchdruck ermöglicht „Flugblätter“
Anfang 1525 fassen 50 Abgeordnete von drei „Bauernhaufen“ in „Zwölf Artikeln“ ihre Forderungen an Adel und Klerus zusammen. Mit Verweisen auf die Bibel nehmen die Artikel die Idee der Menschenrechte vorweg. Neben der Freiheit im Sinne eines Gegenentwurfs zur Leibeigenschaft wird die christlich geprägte „brüderliche“ Liebe zwischen allen Menschen betont Dank des Buchdruckes verbreitete sich die Schrift wie ein Lauffeuer im deutschsprachigen Raum.
Die Bauernforderungen kursieren vor allem in Süd- und Mitteldeutschland. An den verschiedensten Orten formieren sich weitere „Bauernhaufen“. Die Obrigkeit ist alarmiert und ernennt Georg Truchsess von Waldburg zum obersten Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes. Zu diesem Bündnis gehören Österreich, Bayern, Baden, die Pfalz, Mainz und Hessen.
Der Truchsess, auch Bauernjörg genannt, leistet ganze Arbeit. Gleich in der ersten Schlacht des Bauernkrieges im April 1525 in Leipheim schlägt er die Bauern vernichtend. Tausende lassen ihr Leben. Bis zum Ende des Bauernkrieges finden mehr als 50.000 Bauern und Bäuerinnen den Tod.
Mit KI erzeugte Persönlichkeiten
Neben ihm kommen sieben weitere am Bauernkrieg beteiligte Persönlichkeiten „zu Wort“: Berühmte Personen wie der Ritter Götz von Berlichingen oder der Maler Jörg Rathgeb, aber auch bisher unbeachtete Akteure wie die protestierende Stuttgarterin Magdalena Scherer oder die Böckinger Bäuerin Margarete Renner. Gudrun Koeck
Die Ausstellung „Uffrur – Utopie und Widerstand im Bauernkrieg“ ist noch bis zum 5. Oktober 2025 im Kloster Schussenried zu sehen.