Erstes ENAJ-EU-FarmBook Event ein voller Erfolg

Das Europäische Netzwerk der Agrarjournalisten ENAJ und das Projektkonsortium EU-FarmBook haben im Juli Agrarjournalist:innen aus ganz Europa zu ihrem ersten Presse- und Netzwerkevent nach Gent in Belgien eingeladen. Das Programm setzte neue Akzente mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Moving towards to resilient farms“, einem „Speed-Dating“ mit innovativen Spin-offs und dem Besuch von Forschungseinrichtungen und einem innovativen landwirtschaftlichen Betrieb.

ENAJ: Presse und Netzwerkveranstaltung zu resilienter Landwirtschaft

Auftakt des Programms war die Podiumsdiskussion und Netzwerkveranstaltung mit über 100 Gästen an der Universität Gent. Neben europäischen Agrarjournalist: innen und den Mitgliedern des EU-FarmBook Projektkonsortiums waren auch politische Entscheidungsträger der EU, Forschende sowie Landwirtinnen und Landwirte eingeladen. Lisa Bellocchi, ENAJ-Vorsitzende, und Pieter Spanoghe, Koordinator des Projektes EU-FarmBook und Professor für Pflanzenbau an der Universität Gent, begrüßten ihre Gäste. Keynote hielten Gijs Schilthuis, Leiter der Abteilung Politische Perspektiven der DG AGRI und Matija Zulj, Gründer und CEO des AgTech-Unternehmens AGRIVI. Schilthuis beschrieb in seinem Vortrag, wie die Agrarpolitik landwirtschaftliche Betriebe und Gemeinschaften nach 2027 dabei unterstützen wird, resilienter zu werden. Zulj sprach über die Bedeutung von Innovationen für die Landwirtschaft. 

Junglandwirtin: Planungssicherheit ist am wichtigsten!

In der anschließenden hochkarätigen Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter: innen aus Politik, Landwirtschaft und Wissenschaft über „Wege zu widerstandsfähigen landwirtschaftlichen Betrieben“. Gijs Schilthuis betonte die Bedeutung von Wissen und Innovation im Rahmen der Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP): „Unter der vorherigen GAP haben wir mehr als 3200 Innovationsprojekte auf lokaler Ebene unterstützt – die Erfolgsgeschichte des EIP-AGRI-Konzepts setzt sich fort, da die Mitgliedstaaten planen, in den nächsten fünf Jahren rund 6600 operationelle Gruppen in ganz Europa zu gründen!“ Justine Arkens von der Junglandwirtevereinigung Groene Kring in Flandern beschrieb die Situation junger Landwirte, die darüber nachdenken, den Hof der älteren Generation zu übernehmen. Ihrer Meinung nach ist Planungssicherheit die wichtigste Voraussetzung, um junge Landwirt:innen zu motivieren, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Jelte Wiersma, Generalsekretär der europäischen Dachorganisation für Landtechnik CEMA, stimmte zu, dass Planungssicherheit und ein innovationsfreundliches Umfeld entscheidend für den Erfolg sind. Pieter Spanoghe vertrat auf dem Podium die Perspektive der Wissenschaft. Er hob die Notwendigkeit des Wissenstransfers hervor und wies auf die Rolle des EU-FarmBook hin: „Mit der digitalen Plattform EU-FarmBook werden wir der Landwirtschaft wichtige Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung zur Verfügung stellen“, sagte er.

Innovationen sind für resiliente Betrieb zentral

Damien O´Reilly, von der Dachorganisation der Irischen Coop-Märkte und ehemaliger RTE Journalist moderierte die Abschlussdiskussion mit Marion Picot vom Europäischen Rat der Junglandwirtinnen (CEJA), Lieven Van Waes, Senior Policy Advisor at the Flemish Agency der belgischen Agentur für Landwirtschaft und Fischerei und zwei Vertreter:innen aus der Praxis – dem niederländischen Landwirt Michiel van Andel und Els Vanneste, belgische Landwirtin und Vertreterin von FERM, dem Verband der Landwirtinnen in Flandern. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung für die Landwirtschaft wichtig sind. Planungssicherheit und weniger Bürokratie sind weitere Voraussetzungen für widerstandsfähige landwirtschaftliche Betriebe.

Wie Agrarjournalist:innen über Innovationen berichten

Am zweiten Tag gehörte das Mikrofon den Agrarjournalist:innen. Katharina Seuser moderierte ein Panel, das über die Innovationsberichterstattung in der Agrarpresse berichtete und über Herausforderungen diskutierte. Die Panelisten Yanne Boloh aus Frankreich, Konstantin Kockerols, Brüsseler GAP-Korrespondent für top agrar, Vedran Stapic aus Kroatienund Melanie Epp aus Belgien teilten ihre Erfahrungen. Unerlässlich für eine objektive und gute Berichterstattung sei der Austausch mit Forschenden und Praktikern, sowie die Besichtigung von Betrieben vor Ort. Für eine vielseitige und zuverlässige Berichterstattung reiche es nicht aus, nur Pressereferentinnen und Referenten von Unternehmen zu sprechen, betonten die Medienschaffenden. 

Für jede Journalist:inn ein passendes Match: Speed-Dating mit Spin-off Unternehmen

17 europäische Spin-off Unternehmen präsentierten am zweiten Tag ihre Geschäftsmodelle und innovativen Produkte für die Land- und Forstwirtschaft. Ziel war, den Journalist:innen möglichst vielseitige Ideen für ihre Berichterstattung anzubieten. Von der Tierhaltung, Tiergesundheit und Fleischerzeugung über Pflanzenbau, Pflanzennährstoffe und Biostimulatoren bis hin zur Digitalisierung waren vielfältige Themen vertreten. Auch das Projekt EU-FarmBook präsentiere sich in diesem Kontext. Für das EU-finanzierten Projekt EU-FarmBook entwickeln 29 Partnerorganisationen aus 18 EU-Mitgliedstaaten eine Online-Plattform, die nützliches Wissen aus der Land- und Forstwirtschaft sammelt und bereitstellt. Der digitale, mehrsprachige Treffpunkt bietet Landwirt:innen, Förster:innen und landwirtschaftliche Berater:innen anwendungsorientierte Lösungen für praktische Fragen und Herausforderungen. 

Hof de Kattem: Ein Bio-Schweinemastbetrieb stellt sich resilient auf

Besuche in landwirtschaftlichen Betrieben gehören, wie in der Diskussionsrunde betont wurde, zum guten Handwerk von Agrarjournalist:innen. Landwirt Pieter Van Wilderode und seine Frau Griet Lemaire öffneten die Türen zu ihrem „Hof Te Kattem“ und zeigten, wie sie Bio-Getreide und Futtermittel sowie Kartoffeln für die berühmten belgischen Pommes Frites anbauen. Erst kürzlich haben Sie Ihren Schweinemastbetrieb auf Bioerzeugung umgestellt, eine Herausforderung, wie Pieter Van Wilderode versicherte. Das Konzept ist erfolgreich, weil sie mit einem Ferkelerzeuger und einem Metzger zusammenarbeiten und die gesamt Wertschöpfungskette abbilden: vom Futter über Ferkel und Mastschwein hin bis zum hochwertigen Lebensmittel. Der Metzger verarbeitet auch weniger gefragte Artikel – das so genannte fünfte Viertel – zu regionalen Spezialitäten, die vom Einzelhandel und der Gastronomie gefragt sind und angemessene Preise erzielen.

Agrar-Forschung aus erster Hand

Die Journalist:innen besuchten außerdem die UGent Experimental Farm in Bottelare, eine gut ausgestattete Einrichtung, die multidisziplinäre und innovative Grundlagen- und angewandte Agrarforschung betreibt und sich auf die Züchtung von Nutzpflanzen und den Pflanzenschutz konzentriert. Das Flämische Institut für Biotechnologie (VIB) war eine weitere Station im Programm. Die Forschenden dort untersuchen Trockenstress bei Ackerkulturen und dessen Auswirkungen auf Wachstum und Ertrag. Mit Hilfe von Wachstumskammern, in denen Beleuchtung, Temperatur, Wasser und Nährstoffe kontrolliert werden, werden Pflanzen in Gewächshäusern und auf Feldern getestet, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Klimawandel zu verbessern. Außerdem untersuchen sie auch den Einfluss von Boden und Bodenbakterien auf das Wachstum verschiedener Sojasorten.

Beim Flanders Research Institute for agriculture, Fisheries and Food ILVO konnten die Journalist*innen zwischen dem Besuch des sogenannten HYDRAS field, einem mit Sensoren bestückten Versuchsfeld zur Optimierung von Anbauverfahren, und einem Kuhstall für 120 Kühe für Forschungsprojekte rund um die Milchkuhhaltung besuchen. Die Forschenden stellten vor Ort aktuelle Projekte vor, die die landwirtschaftliche Praxis bei der Anpassung an Klimawandel unterstützen sollen und die Produktion nachhaltiger und effizienter machen. Die Story-Pipeline der Journalist*innen dürfte nach dem ENAJ-EU-FarmBook Event gut gefüllt sein.

Aysegül Yasari

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