Besuch bei der Limagrain-Zuchtstation Rosenthal – Sorten mit Resistenzen und Stickstoff-Effizienz

Ganz praktisch erklärt – Züchtungsarbeit und Züchtungsziele von Limagrain bei Winterweizen

Leistungs- und wettbewerbsfähige Sorten anzubieten, die auf die Interessen und Anforderungen der Landwirte zugeschnitten sind, lautet eines der Unternehmensziele des französischen Pflanzenzüchtungsunternehmen Limagrain. In Rosenthal bei Peine befindet sich die deutsche Zuchtstation für Weizen und Raps.

„Wir nehmen uns Zeit, Dinge zu entwickeln“, sagt Klaus Ahrens, „der Blick geht dabei immer von der Landwirtschaft aus.“ Das französische Saatgutunternehmen ist eine Genossenschaft, in der die Landwirte Gesellschafter, Produzenten und Kunden sind, erklärt der Marketingleiter Deutschland von Limagrain. Kerngeschäft sei die Züchtung, doch mehr denn je kämen andere Service-Leistungen und Produkte hinzu, um das Spektrum zu erweitern. Anders als in Deutschland, wo das Unternehmen als Anbieter von Saatgut bekannt ist, das über den Handel vertrieben wird, ist Limagrain im Mutterland Frankreich beispielsweise auch in der lebensmittelverarbeitenden Industrie tätig und produziert Backprodukte wie Toastbrot oder Hamburger-Brötchen.

Stickstoff besser nutzen

„Tempo ist nicht alles, es muss auch nachhaltig sein“, bestätigt Weizenzüchter Dr. Johannes Schacht die Unternehmensstrategie und Vorgehensweise in der Züchtung. Limagrain hat weltweite Weizenzüchtungsprogramme so auch in China und Nordamerika. In Europa bzw. Deutschland gehören zu den Zuchtzielen neben dem stabilen und hohen Ertrag auch agronomische Eigenschaften wie Winterhärte und Standfestigkeit. „Im Moment kann die Landwirtschaft hier noch Wachstumsregler verwenden, doch je standfester ein Weizen ist, umso besser“, betont Schacht. Ein weiteres wichtiges Züchtungsziel sei die Stickstoffeffizienz im Weizen nicht zuletzt im Hinblick auf die Novellierung der Düngeverordnung und das Handelskriterium Rohproteingehalt für die Landwirte. Grain Protein Deviation, GPD, ist das Merkmal und der züchterische Ansatz zur Verbesserung der Stickstoffnutzung bei Limagrain. „Eine positive GPD bedeutet, dass eine Sorte bei einem gegebenen Ertragsniveau einen höheren Rohproteingehalt zeigt, als es nach der negativen Korrelation dieser beiden Merkmale zu erwarten wäre, sie ist also ein Korrelationsbrecher“, verdeutlicht der Weizenzüchter. „Sorten mit einer deutlich positiven GPD wie unser A-Weizen LG Character zeigen demnach im Mittel eine geringere Rohproteinverdünnung im Vergleich mit anderen Sorten.“ Die züchterische Verbesserung der GPD ermögliche zukünftig eine Stabilisierung der Proteingehalte trotz der Restriktionen in der Stickstoffdüngung.

Dr. Johannes Schacht zeigt die Arbeit der Züchter im Winterweizen

  Feste Schoten und Virusresistenz beim Raps

„Unser größter Markt für Raps ist in Frankreich, aber in Deutschland haben wir die größte Wertschöpfung“, berichtet Dr. Stefan Abel, Rapszüchter von Limagrain. Als sehr vorausschauend habe sich das Züchtungsziel TuYV-Virusresistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus gezeigt, nicht zuletzt aufgrund des Wegfalls insektizider Beizen seit 2015. „Wenn wir keine Neonicotinoide anwenden, steigt unter anderem der Befall mit Blattläusen im Raps, die das Virus übertragen“, verdeutlicht der Züchter. Der Klimawandel mit zunehmend milderen Wintern und die Greening-Vorgaben täten ihr übriges, die Blattlauspopulation ansteigen zu lassen, so Abel. „Im Verlauf eines sechsjährigen europaweiten Monitorings haben wir teilweise einen hundertprozentigen Befall festgestellt, der zu einem Ertragsrückgang zwischen 5 und 15 Prozent führt.“ Die Virusresistenz habe keine negative Auswirkung auf den Ertrag, wie es oft bei anderen Resistenzen der Fall sei.

Sortenunterschiede (be)greifbar – Dr. Stefan Abel zeigt eine Sorte mit und eine ohne Schotenplatzfestigkeit

Als weiteres wichtiges Züchtungsmerkmal stellt der Rapszüchter die genetisch fixierte Schotenplatzfestigkeit vor, die bei Limagrain seit 2009 in der Züchtung berücksichtigt wird und demonstrierte diese anhand der Schoten zweier Rapssorten. Sie verspreche maximalen Schutz in der Abreife, trotze Hagel und Starkregen und minimiere Ausfallraps und Folgeverunkrautung. „Die genetisch fixierten Schotenplatzfestigkeit unserer Sorten ermöglicht den Landwirten eine flexible Ernte“, fasst Stefan Abel zusammen.

Text: Angelika Sontheimer
Bilder: Nora Quett