Landesgruppe „Rhein-Weser“ im Remondis-Lippewerk, Lünen Wieviel Energie steckt in einer Bananenschale?

Die Rhein-Weser-Landesgruppe auf dem Remondis-Werkgelände
Bild: Ingrid Gertz-Rotermund

Input, Output und deren Abläufe bei einem der weltweit größten Recycling-Unternehmen hautnah in Augenschein zu nehmen, das erwies sich als informativ für die Agrarjournalisten.

„Das brennt allen auf den Nägeln.“ Dieter Barth, Vorsitzender bei Rhein-Weser, brauchte gar nicht erst neugierig zu machen. 13 Mitglieder der Landesgruppe waren sehr gespannt darauf, was es in Lünen im Remondis-Lippewerk, einem der marktführenden Recycling-Unternehmen, als Themenbündel so alles zu erfahren gab. Entwicklung des Unternehmens, Entsorgung, Wiederverwertung, Ablagerung und – im ganz großen Kontext – Umweltschutz und Klimafolgen lauteten die Stichworte.

Dazu gab es sehr detaillierte Aussagen, die für die Besucher auch Überraschungen bereithielten. Zunächst durch Carina Hölscher, zuständig für die Presse, und anschließend Paul Raring, Betriebsleiter des Kompostwerks, entstand das facettenreiche Bild einer ganzen Branche. Diese steht nicht gerade im Blitzlicht-Gewitter der Öffentlichkeit, weil sie sich vielfach mit den nicht so attraktiven Hinterlassenschaften einer oft genug überbordenden Zivilisation beschäftigt. Aber am hohen Stellenwert des viele Wertstoffe bergenden und dazu umformbaren Abfalls besteht gleichwohl kein Zweifel.

Nachhaltigkeit beim Wort genommen

Angefangen hatte alles 1934 mit einem Pferdekarren, der die Asche von Hausbrand eingesammelt hat. Heute ist industrielles Recycling angesagt „mit Rückgewinnungsverfahren für immer mehr Rohstoffe, um möglichst viele Stoffkreisläufe zu schließen“. An 800 Standorten auf vier Kontinenten ist Remondis heute aktiv. Das Lippewerk in Lünen präsentiert sich als ein 230 ha umfassendes Areal der Superlative: 1.400 Mitarbeiter beschäftigen sich mit jährlich 1,4 Mio. t Reststoffen. Davon verlassen das Werk 0,9 Mio. t als Recyclingstoffe und Produkte. Hochaktuell sind die alljährliche Einsparung von 488.000 t CO2 und die energetische Erzeugung von 337.000 MWh im Wirbelschichtkraftwerk als Strom, Dampf und Druckluft.

„Nachhaltigkeit“, so erklärt Carina Hölscher, „wird bei uns beim Wort genommen.“ Simpel und einleuchtend sei die dahinterstehende Überlegung. Was durch Recycling in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann, muss nicht die endlichen natürlichen Rohstoffe anzapfen. Sogar gefährliche Abfälle werden in eigens konzipierten Industrieservices angepackt. „Aus Alt mach Neu“ lautet in dafür spezialisierten Neugründungen das Motto. Exemplarisch ist das Phosphorrecycling aus der Klärschlamm-Asche zu nennen. „Wir sind fast überall dabei, nur nicht beim Atommüll“, grenzt die Pressesprecherin ein.

Recycling, 25 Fußballfelder groß

Voll dabei ist dagegen Paul Raring mit seiner Bioabfallbehandlung, inklusive Erdenwerk. „Aus Biogut wird sowohl Kompost als auch Energie gewonnen“, lautet das Prinzip. Der Input des Baumschnitts kommt mit 85 000 Tonnen von den Kommunen. Besonders die Bio-Energiedichte erweckt bei den Besuchern Verwunderung: Aus einer Bananenschale gewonnener Strom reicht aus, eine 25-Watt-Birne drei bis fünf Stunden leuchten zu lassen! Natürlich spielt das auf dem rund 25 Fußballfelder großen Remondis-Gelände integrierte Wirbelschichtkraftwerk in einer anderen Liga: Jährlich werden hier 180.000 Megawattstunden erzeugt, ausreichend für eine Stadt mit 60.000 Einwohnern!

Agraringenieur Paul Raring erklärt die Qualitätsansprüche an Kompost
Bild: Ingrid Gertz-Rotermund

Klar doch, dass „das Kompostwerk der neuesten Generation“ bei den Agrarjournalisten auf größtes Interesse stieß. Herzstück der neuen Anlage ist, neben einer Tunnelrotte, ein Fermenter, mit dem sich Biogut in Kaskadennutzung  zu Methangas verwandeln lässt. Die Kapazität der Anlage beträgt 125.000 t jährlich; stündlich werden 40 t Kompost aufbereitet.

 Mangelnde Disziplin beim Sortieren

Einiges Kopfzerbrechen bereitet Paul Raring und seinen Mitarbeitern, „dass 30 Prozent der Aufbereitungskosten durch das Aussortieren von Störstoffen entstehen“. Das sage einiges über die mangelnde Disziplin der den Müll sortierenden Bürger aus. Ein Appell von Paul Raring: „Je sortenreiner Gartenabfall und anderes Bio- oder Grüngut an den Anfallstellen gesammelt wird, desto größer ist die Chance einer effizienten Verwertung.“ Über die Vorzüge des sortenreinen Komposts zu referieren, heißt eigentlich, Eulen nach Athen zu tragen. Immerhin wurde angemerkt und löste große Zustimmung aus: „Kompost verbessert die Bodenqualität für Landwirte, Gärtner und private Gartenbesitzer.“ Ein ganz wichtiger Parameter ist dabei, neben der Ertragsteigerung, dessen Wasserhaltevermögen.

Klaus Niehörster