Biokunststoffe aus der Landwirtschaft, ein Lösungsansatz im Plastikchaos?

Mit 26 Teilnehmern besichtigten wir das Technikum der Hochschule, wo Versuche mit Biokunststoffen gefahren werden. Foto: C. Brüggemann

Wir ertrinken im Plastikmüll, der Jahrhunderte überdauert. So ist es an der Zeit, über Alternativen nachzudenken und gleichzeitig nationale Wertschöpfungsketten zu verbessern. Dies war der Grund unserer Landesgruppe, zusammen mit dem VDL, das Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) der Hochschule Hannover zu besuchen. 

Derzeit liegt der Anteil der Produktionskapazitäten von Biokunststoffen am Gesamtkunststoffmarkt von ca. 311 Mio. Tonnen weltweit bei etwa zwei Mio. t.

Am häufigsten werden Bio-Polyethylenterephthalat (Bio-PET), Bio-Polyethylen (Bio-PE), Polylactid (PLA), PLA-Blends, Stärkeblends und Cellosehydrat eingesetzt. Die Rohstoffe für Biokunststoffe, deren Basis Zucker, Stärke, Holz und Pflanzenöl ist, werden derzeit überwiegend aus Asien sowie Mittel- und Südamerika bezogen.

Dies war einer der Gründe, um mit der Hochschule zu diskutieren, inwiefern hier regionale Produkte der norddeutschen Landwirtschaft eingesetzt werden können.  Im Einzelnen geht es hier um Stärke aus Mais, Weizen oder Kartoffeln, Öl aus Raps, anstatt aus Sojapflanzen, Zucker aus der Zuckerrübe anstatt aus Zuckerrohr und Cellulose aus Holz.

Erst die stoffliche Nutzung von Rohstoffen in Kunststoffprodukten und deren anschließende energetische Verwertung, ob in der Verbrennung, der Umwandlung zum Kraftstoff oder als Substrat in der Biogasanlage, könnte geschlossene Kreisläufe schaffen. Die Rohstoffe würden dann effizient, nachhaltig und ressourcenschonend eingesetzt.

An der Hochschule Hannover beschäftigt man sich seit vielen Jahren intensiv und erfolgreich mit der Erforschung von Biokunststoffen. Das IfBB hat wesentliche Kompetenzen in den Bereichen Materialentwicklung und -modifizierung, Verarbeitung von Biokunststoffen, Nachhaltigkeitsbewertungen und Technologietransfer, erklärt uns die Leiterin Prof. Andrea Siebert-Raths.

Kugelschreiber aus zuckerbasiertem PLA.
Foto: IfBB

Am IfBB ist man davon überzeugt, dass Biokunststoffe heute bereits viele technische Anwendungsbereiche konventioneller Kunststoffe abdecken können, hier besteht jedoch noch ein hoher Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Zudem fehlt häufig die Akzeptanz gegenüber Biokunststoffen, was die verarbeitende Industrie in gleichem Maße betrifft, wie den Verbraucher.

Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer vom Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe Niedersachsen erläuterte anschließend, in welchen Bereichen bereits Biokunststoffe aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen eingesetzt werden. So gibt es bereits einige Beispiele und Perspektiven, wo die Kunststoffindustrie sinnvoll mit der Land- und Forstwirtschaft zusammenarbeitet, um Kreisläufe zu schließen und Wertschöpfungsketten auszubauen.

Text: C. Brüggemann
Fotos: C. Brüggemann und IfBB