Tüftlergeist im Weltkonzern

Mit den Start-Ups Deepfield Connect und Deepfield Robotics hat sich das Technologieunternehmen Bosch ins Feld der Landwirtschaft gewagt. In einer Hinterhofwerkstatt in Renningen brüten kluge Köpfe über zukunftsweisenden Techniken. Die Landesgruppe Baden-Württemberg durfte einen Blick auf noch unter Verschluss gehaltene Entwicklungen werfen.

Die Tarnung ist perfekt. Dass hier an großen Ideen der Landwirtschaft 4.0 gewerkelt wird, vermutet beim Anblick des kargen Zweckbaus im Industriegebiet von Renningen wohl niemand. Ein Firmenschild sucht man vergeblich. Lediglich zwei kleine Aufkleber an der Tür zeigen, dass hier die beiden Bosch-Start-Up-Unternehmen Deepfield Robotics und Deepfield Connect zuhause sind.

Rund 40 Maschinenbau- und Elektroingenieure arbeiten in den Büros und Werkstätten. Losgelöst vom imposanten Neubau des Bosch Forschungscampus am anderen Ende von Renningen können sie hier ihren Ideen freien Raum lassen. Die angeschlossene Werkstatt garantiert kurze Wege und dient als Versuchslabor.

An einem Modellbeet wird das System der Temperaturmessung und Datenübertragung via Bosch Cloud demonstriert.                                                                                                Fotos: Arno Steiner

Smarte Kameratechnik

Im Jahr 2015 stellten sich Deepfield Robotics und sein Schwesterunternehmen Deepfield Connect erstmals auf der Agritechnica in Hannover vor. Deepfield Robotics arbeitet an autonom fahrenden Robotern für die mechanische Unkrautbekämpfung. Deepfield Connect entwickelt Lösungen für die Datenvernetzung.

Aufmerksam lauschten die Mitglieder der Landesgruppe Baden-Württemberg den Forschern von …

Die wohl größte Errungenschaft von Deepfield Robotics ist eine intelligente Kameratechnik. Über Sensoren, die vor dem Gestänge angebracht sind, können bei der Fahrt übers Feld Nutzpflanzen von Unkräutern unterschieden werden. Zwei Nutzungsmöglichkeiten für das System werden von Bosch weiterverfolgt. Die erste ist die sogenannte Smart Spraying Technologie. Sie soll den Landwirten helfen, Herbizide sparsamer einzusetzen und Resistenzen zu vermeiden. Die Pflanzenschutzmittel werden gezielt nur dort ausgebracht, wo sie notwendig sind. Aus drei Kammern im Tank wird zudem nur das spezifische Unkrautbekämpfungsmittel verwendet. Marktreif ist das Ganze noch nicht.

… Bosch. Sie erfuhren, wie die Zukunft aussieht. Oder aussehen könnte.

Die zweite Nutzungsmöglichkeit zielt auf eine mechanische Unkrautbekämpfung ab. Sie wird von Deepfield Robotics in ständigem Austausch mit Landwirten weiterentwickelt. Pilotprojekt war das 1,2 Tonnen schwere Ungetüm „Boni-Rob“. Dieser autonom fahrende Roboter wurde zusammen mit Amazone, der Fachhochschule Osnabrück und weiteren Partnern erarbeitet. Die Trägerplattform auf vier Rädern kann mit unterschiedlichen Kameras und Sensoren ausgestattet werden, um den gesamten Pflanzenbestand bis hin zur Einzelpflanze detailliert zu erfassen. Die weiterentwickelten Prototypen sehen vielversprechend aus. Sie sind um ein vielfaches kleiner als der Boni-Rob und erinnern entfernt an Aufsitzrasenmäher. Alles Weitere ist noch streng geheim.

Temperaturmessung per App

Beim Schwesterunternehmen Deepfield Connect ist man schon einen Schritt weiter. Die hier entwickelten Systeme zur Feldüberwachung sind seit letztem Jahr auf dem Markt. Sie sind vor allem für den Spargelanbau geeignet, können aber auch im Obst-, Gemüse- und Weinbau angewandt werden. Wer nun futuristische Apparaturen und an Science-Fiction erinnernde Technik erwartet, der irrt. Das Ganze wirkt erstmal eher unspektakulär. Lediglich ein kleiner grauer Kasten und ein länglicher Sensorstab sollen den Feldanbau revolutionieren, wie es in

Mitglieder der Landesgruppe Baden-Württemberg mit Mitarbeitern der Bosch-Startup-Unternehmen Deepfield Robotics und Deepfield Connect.                                      Foto: Arno Steiner

Werbebroschüren vollmundig heißt. Mittels Sensoren werden Temperatur, Luft- und Bodenfeuchte auf dem Feld gemessen. Die Daten werden an die Bosch IoT-Cloud gesendet, dort verarbeitet und direkt auf das Smartphone des Landwirtes übertragen. Gibt es Abweichungen liefert die App Warnhinweise und Handlungsempfehlungen. Für die Spargelüberwachung werden die gemessenen Temperaturdaten mit Wetterdaten verknüpft und an den Landwirt geschickt. So soll das Folienmanagement optimiert werden und der Spargelbauer den Erntetermin verlässlicher festlegen können.

Auch Systeme zur Milchüberwachung hat Deepfield Connect bereits auf den Markt gebracht. Hier passiert das Ganze über Infrarotsensoren. Diese erfassen Daten aus dem Milchtank und senden sie via Cloud an das Handy des Landwirts. Kühl-, Reinigungs- und Rührprozesse können so von unterwegs oder zuhause überwacht werden.