Bahnbrechende Natur – das Schöneberger Südgelände

(28.0DSCN07034.2016; VDL-und VDAJ-Fachexkursion) Gut zwei Stunden ging es mit Detlev Dahlmann über den „Natur-Park Schöneberger Südgelände“. Der ehemalige Bau- und Projektleiter des Natur-Parks berichtete über die Entstehungsgeschichte und wies besonders auf die zahlreichen Naturbesonderheiten hin. Das begehbare Areal war einst Teil des Rangierbahnhofs Tempelhof mit Bahnbetriebswerk, der 1889 fertiggestellt wurde und zu den leistungsstärksten Bahnanlagen Berlins gehörte. Durch die besondere Lage Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnbetrieb bis 1952 schrittweise eingestellt.

Die Fläche des Rangierbahnhofs gehörte der „Deutschen Reichsbahn“ und somit zur einstigen „DDR“ und lag im Gebiet Westberlins. Mit der Übernahme des Geländes durch die Deutsche Bahn AG und Erhalt von Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen in der Innenstadt wurde ein Gebiet von 18 Hektar dem Land Berlin übertragen.

Nach rund 50 Jahren stillgelegter Bahnbetriebsamkeit entwickelte sich auf dem einst gleis- und schotterreichen Gelände eine bemerkenswerte Naturvielfalt zurück. Um diese zu erhalten, stellte man das überwiegende Gebiet 1999 unter Natur- und  Landschaftsschutz.

Weithin sichtbar ist der 50 Meter hohe Wasserturm. Sein Kugelbehälter versorgte das Wassernetz des gesamten Bahnhofs- und Betriebsgeländes. Stumme Technik-Zeugen jener Zeit findet man inzwischen im herangewachsenen Waldareal des Natur-Park-Geländes. Besonders erwähnenswert ist die noch gut erhaltene Drehscheibe, die eine der ältesten Deutschlands ist. Die beliebte Dampflokomotive der Baureihe 50 aus dem Jahr 1941 wurde 1993 im Bahnbetriebswerk Magdeburg ausgemustert und 1997 von dem Verein Eisenbahnfreunde Staßfurt in das Schöneberger Südgelände überführt.

Die Natur hat das Areal in all den Jahren zurückerobert, begünstigt durch den einstigen Bahnbetrieb, der Insekten und Samen aus dem Umland hier her brachte. Gezählt wurden 96 verschiedene Wildbienenarten, 33 Brutvogelarten, zahlreiche Spinnenarten und rund 350 Pflanzenarten. Auch drei Rosenarten die auf der Roten Liste stehen, werden zur Blütezeit zu bewundern sein. Erwähnenswert auch eine große Schwedische Mehlbeere, die an einem alten Lichtmast lehnt.

An der ehemaligen Lokomotivhalle, neben dem einstigen Kohlebunker, befinden sich ausgewachsene Maulbeerbäume, einst von Menschenhand gepflanzt, sind auch sie inzwischen eine Besonderheit. Das Areal der einstigen Kohlebunker ist Heimstatt für Kunstinstallationen origineller Schöpfungen.

Die Parkverwaltung liegt in den Händen der GRÜN BERLIN GMBH

(Fotos/Text: Lutz Gagsch)