Mitgliederversammlung der Landesgruppe Bonn bei der Landwirtschaftskammer NRW in Bonn-Roleber – Wer und was verbirgt sich hinter der Landwirtschaftskammer NRW und welche Aufgaben hat sie?
Antworten hierauf gab es für die Bonner Landesgruppe bei ihrer Mitgliederversammlung Ende März. Die Landesgruppe hatte in diesem Jahr zur Mitgliederversammlung in die Landwirtschaftskammer NRW nach Bonn-Roleber eingeladen, wo Kammerdirektor Dr. Martin Berges die Landwirtschaftskammer vorstellte, die 2004 durch die Fusion der ehemaligen Landwirtschaftskammern Rheinland und Westfalen-Lippe hervorgegangen ist. Von ehemals vier Verwaltungsstellen existieren nur noch zwei, und zwar in Bonn-Roleber sowie in Münster-Nevighoff. „An den beiden Standorten haben wir eine klare Arbeitsteilung und es gibt keine Doppelarbeit“, erläuterte der Kammerdirektor und fügte hinzu: „Nach langen Jahren der Standortdiskussion können wir uns inzwischen voll und ganz der Hauptarbeit widmen.“
Die Landwirtschaftskammer NRW ist landwirtschaftliche Selbstverwaltung für insgesamt 36 300 Betriebe aus Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft sowie deren Arbeitnehmer und mit dem Direktor der Landwirtschaftskammer als Landesbeauftragtem zugleich auch Landesoberbehörde. Die landwirtschaftlichen Betriebe in NRW bewirtschaften eine Fläche von 1 484 200 ha. Nach Aussagen von Dr. Berges liegt die durchschnittliche Größe der Betriebe bei 41 ha, 2 800 Betriebe bewirtschafteten inzwischen mehr als 100 ha. „Dies sind rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in NRW“, betonte der Kammerdirektor. NRW sei das viehdichteste Bundesland. Über 55 % aller Betriebe in NRW würden inzwischen, so der Kammerdirektor, im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Die Arbeitsschwerpunkte der Landwirtschaftskammer NRW liegen bei der Beratung und Ausbildung. Insgesamt 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kammer sind für die Beratung der Unternehmen und Arbeitnehmer zuständig. Außerdem betreut die Kammer rund 9 700 Auszubildende in elf grünen Berufen und verfügt über ein großes Fachschulangebot. Die Fachschulen für Agrarwirtschaft der Landwirtschaftskammer NRW besuchen derzeit rund 800 Schüler. Als neue Schulangebote bietet die Landwirtschaftskammer NRW eine Teilzeitschule für Landwirte und eine Fachschule für Fachkraft Agrarservice an. Zur Landwirtschaftskammer NRW gehören auch Versuchszentren. Dies sind die beiden Landwirtschafts-zentren Haus Düsse in Bad Sassendorf in Westfalen sowie Haus Riswick in Kleve im Rhein-land zu Fragen rund um die Tierproduktion. Gärtnerische Fragen stehen im Mittelpunkt der Arbeit der Gartenbauzentren in Straelen, Münster-Wolbeck und Essen. In Münster der Landwirtschaftskammer ist zudem die landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) angesiedelt. Zu den Aufgaben der Landwirtschaftskammer NRW zählen aber nicht nur die Beratung und Ausbildung, sondern auch die Durchführung von Fördermaßnahmen. Dies umfasst die Bewilligung, Auszahlung und Prüfung der ordnungsgemäßen Verwendung von Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes.
Nach Auffassung von Dr. Berges ist die Landwirtschaftskammer NRW als Landwirtschaftliche Selbstverwaltung wichtig: „Ich denke, die Selbstverwaltung ist nach wie vor ein Zu-kunftsmodell, da sie weniger Staat erfordert und eine bürgernahe Verwaltung durch das Ehrenamt ermöglicht. Außerdem ergeben sich Synergieeffekte durch gleichzeitige Erledigung staatlicher Aufgaben. Eine solche Selbstverwaltung müsse aber auch finanzierbar sein. Dies setze eine angemessene Eigenfinanzierung und eine angemessene Kostenerstattung für Erledigung staatlicher Aufgaben voraus, zudem müssten die Aufgaben der Kammer auf das Notwendige und Bezahlbare beschränkt werden und die Kammer müsse ihre Verwaltung noch effektiver organisieren. Was die Beratung anbelangt, so gab sich der Kammerdirektor optimistisch: „Die Nachfrage nach unserer Beratung wird weiter steigen. Davon bin ich fest überzeugt.“
Elisabeth Legge