Naturschutz mit der Landwirtschaft

 

Erstellt am Montag, 06. August 2012 00:38

c_160_107_16777215_00___images_vdaj-braschos1-1.jpg – Stiftung Rheinische Kulturlandschaft informierte Journalisten

 

„Blühstreifen sind nicht nur schön für das Auge des Erholungssuchenden, sie bieten zahlreichen Tieren der Feldflur Schutz sowie vielen Insekten ein reichhaltiges Nahrungsangebot.“ Das betonte Birgit Lind, Mitarbeiterin der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, am Montag vergangener Woche vor Journalisten. Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft hatte den Verband der Deutschen Agrarjournalisten (VDAJ) sowie die regionalen Medien auf den Betrieb von Theo Braschos in Niederkassel-Stockem eingeladen. Hier stellten sie den Journalisten Naturschutzprojekte, die sie gemeinsam mit Landwirten durchführen, vor. Im Fokus stand dabei das Blühstreifenprojekt. Während der Rhein-Sieg-Kreis in dem Projekt Gelder für das Saatgut sowie zur Zahlung einer Vergütung an die Landwirte bereit stellt, organisiert die Stiftung die konkrete Umsetzung mit den Landwirten.

„Seit 2004 engagiert sich die Familie Braschos durch die Integration von Naturschutzmaßnahmen in ihren landwirtschaftlichen Betrieb für den Erhalt und die Verbesserung der bördetypischen Artenvielfalt“, betonte Lind. Eingesät wird eine spezielle Saatgutmischung, die heimische Pflanzen enthält. Denn Ziel der neu geschaffenen Strukturen sei die Wiederherstellung und Verbesserung der Lebensgrundlagen von typischen Tier- und Pflanzenarten der Bördelandschaft sowie die Aufwertung der Region aus landschaftsästhetischer Sicht, erklärte Lind den Journalisten. Auf dem Betrieb Braschos wurden vier Blühstreifen auf einer Fläche von etwa 1 ha mit einer artenreichen Blühmischungen eingesät. „Insgesamt sind das über 1,5 km Blühstreifen“, sagte Peter Muth, Verwalter auf dem Betrieb Braschos.

Der landwirtschaftliche Betrieb der beiden Familien Theo und Gertrud sowie Sohn Heinrich und seine Frau Sandra Braschos sowie Tochter Ursula Braschos besteht aus zwei landwirtschaftlichen Betrieben in Troisdorf-Eschmar und Niederkassel-Stockem. Vielseitigkeit lautet das Konzept des Betriebes: Auf 120 ha bauen sie Speisekartoffeln, Spargel, Zuckerrüben und Getreide sowie Mais und Sorghum für die Biogaserzeugung an. Mit zwei festangestellten Mitarbeitern im landwirtschaftlichen Bereich sowie sechs Saisonarbeitskräften zu Erntezeiten werden die vielseitigen Betriebszweige bewältigt. Zur Landwirtschaft gehören zudem 800 Freilandhühner, die im Stallmobil gehalten werden. Auch Feldversuche und Saatgutvermehrung sind wichtige Betriebsschwerpunkte. Darüber hinaus bieten die Braschos Lohnarbeiten an wie Bodenbearbeitung und Bestandespflege. Ihre Erzeugnisse vermarkten die beiden Familien in zwei „Himmel-und-Erde“-Hofmärkten an. „Himmel-und-Erde“, das ist die Hausmarke, unter der auch Kindergeburtstage und Hoffeste veranstaltet werden. Zum Hof gehört auch ein 1,5 ha großes Maislabyrinth. Im „Himmel-und-Erde“-Blumenladen in Troisdorf-Eschmar werden neben schönen Blumen und Pflanzen auch mit hübschen Accessoires und Dekorationsartikeln verkauft. „Inzwischen ist aber der Garten- und Landschaftsbau mit zehn festen Mitarbeitern unser wichtigster Betriebszweig“, so Peter Muth. Für das Baum-Management von der Wurzel bis in die Krone, individuelle Hecken-, Beet- und Strauchpflege, Mäharbeiten bei Rasenflächen und für die Beratung bei der Gartenlandschaftsplanung kann man den Betrieb Braschos beanspruchen.

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Auch die Ackerbauern Burkhard Lorry und Heinrich Meid haben Blühstreifen angelegt: Peter Muth, Verwalter auf dem Betrieb Braschos, erklärte den Journalisten, dass Naturschutz und Landwirtschaft gut zusammen passen.Foto: Andrea Bahrenberg

Wozu Naturschutzmaßnahmen umsetzen, wenn man als Betrieb so breit aufgestellt ist? „Wir standen dem Blühstreifenprojekt von Anfang an aufgeschlossen gegenüber. Wir wollten uns auch an dem Konzept Naturschutz durch Nutzung, also gemeinsam mit der Landwirtschaft, beteiligen. Damit wollen wir zeigen, dass wir Landwirte bereit sind, Naturschutz zu leisten“, erklärt Muth die Motivation.
Neben Muth standen weitere Landwirte den Journalisten Rede und Antwort und erklärten, warum sie Blühstreifen anlegen. „Wir sind auch an dem Blühstreifenprojekt beteiligt und pflegen seit März 2006 1,7 ha Blühstreifen“, sagt Nebenerwerbslandwirt Burkhard Lorry, der einen 60 ha großen Ackerbaubetrieb in Niederkassel-Rheidt bewirtschaftet. „Die Flächen, die wir dazu zur Verfügung gestellt haben, waren aus ackerbaulicher Sicht nicht ertragreich. Mit dem Anlegen von Blühstreifen können wir etwas für die Artenvielfalt leisten und bekomme einen angemessenen Ausgleich dafür.“
„Der größte Vorteil an dem Konzept Naturschutz durch Nutzung der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft ist für uns, dass die Flächen in landwirtschaftlicher Hand bleiben. So haben wir weiter Einflussmöglichkeit und die Fläche wird uns nicht entzogen“, stellt Ackerbauer Heinrich Meid aus Köln-Langel fest. Er bewirtschaftet einen 100 ha großen Ackerbaubetrieb mit Spargelanbau. Auch er ist schon ein alter Hase, was die Blühstreifen betrifft: Seit dem Jahr 2004 hat er auf 2 ha Blühstreifen angelegt. Zudem stellt er weitere Flächen für Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung.

 

AB