Eine Marke, die ganz Deutschland kennt

Die Marke „Maggi“ gehört seit genau 125 Jahren zur deutschen Esskultur wie die Butter aufs Brot. Es war allerdings purer Zufall, dass die Mitglieder der Landesgruppe „Rhein-Weser“ ausgerechnet im Jubiläumsjahr dies Maggi-Werke Lüdinghausen kennen lernen durften.
Die Maggi-Werke Lüdinghausen gehörem zur Nestle Deutschland AG, die wiederum unter dem Dach des Nestle-Weltkonzern mit Sitz in der Schweiz angesiedelt ist. Vor allem logistische Gründe waren ausschlaggebend, dass sich die Unternehmensleitung 1964 für den münsterländischen Standort auf der sprichwörtlich „grünen Wiese“ entschied.

Heute Europäisches Nudel-Zentrum
Nach Aussage von Werksleiter und Lebensmittel-Ingenieur Edgar Jäckle ist die Produktion in Lüdinghausen immer mehr expandiert: „Heute .ist das Werk mit seinen 415 Mitarbeitern innerhalb der Nestlé Gruppe das europäische Zentrum für Teigwarenspezialitäten mit einer hohen Convenience-Ausrichtung. Dass die Nudeln entweder nur eine kurze Kochzeit benötigen oder – wie in der 5 Minuten Terrine – schon durch bloßes Übergießen mit kochendem Wasser gar werden, ist Zeichen höchster Lebensmitteltechnologie und zugleich unser bestgehütetes Betriebsgeheimnis“, so Jäckle. Mit der innovativen Entwicklung der 5 Minuten-Terrine habe Maggi 1980 den Markt für Instant-Fertiggerichte im Becher begründet. Heute laufen in Lüdinghausen jährlich über 190 Millionen Terrinen vom Band.

Produkt- und Gelingsicherheit
Die Produktsicherheit steht für die Maggi-Verantwortlichen an erster Stelle: „ Das reicht von der kontinuierlichen Qualitätskontrolle bei Rohstoffen und Halbfertigprodukten bis zur Gelingsicherheit beim Verbraucher in der Küche “, erläutert Jäckle vor Agrarjournalisten.
Nur zwei Größenordnungen: Angeliefert und verarbeitet werden im Werk Lüdinghausen jährlich über 2.000 Tonnen Gemüse und fast 8.000 Tonnen Mahlprodukte wie Hartweizengrieße und Weizenmehl.

Zu den Programmschwerpunkten  gehören u. a. Fixprodukte (über 60), Delikatess-Saucen, 5 Minuten-Terrinen sowie zahlreiche Fertiggerichte in Beuteln.
Maggi profitiert von seinem Markenprofil: „Mit einem Markenbekanntheitsgrad von 91 Prozent gehört Maggi zu den bekanntesten Marken in Deutschland“, sagt Werksleiter Jäckle voller Stolz und streift kurz die Historie um Gründer Julius Maggi, der 1886 mit der Entwicklung kochfertiger Suppen auf Basis von Hülsenfrüchten den Grundstein für die Herstellung haltbarer Lebensmittel gelegt hat. .

Qualitätskontrolle und Ressourcenschonung

Empfindliche Kräuter oder Eiprodukte werden auf Dutzende unterschiedliche Parameter untersucht, bevor sie grünes Licht für die Weiterverarbeitung erhalten. Dazu Experte Jäckle: „Der Anforderungskatalog für unsere Produkte ist extrem hoch. Vom Rohstoff bis zur Fertigware durchläuft ein Produkt allein bis zu 30 Prüfungen“.
Ein weiterer Schwerpunkt der Lebensmittelherstellung liegt in der Ressourcenschonung. So konnten im Werk Lüdinghausen in den letzten Jahren beispielsweise 25 Prozent beim Frisch wasser durch Verfahrensoptimierung eingespart und 25 Prozent des Abwasseraufkommens reduziert werden. Auch bei den Verpackungen werden immer mehr ökologische Maßstäbe gesetzt: „Allein bei den Maggi 5 Minu ten Terrinen lassen sich so jährlich 120 Tonnen Kunststoff einsparen“, betont Jäckle beim Rundgang mit den Agrarjournalisten.

So is(s)t Deutschland

Trends in der Ernährung erläuterte Achim Drewes, verantwortlich für Public Affairs bei Nestle Deutschland in Frankfurt. Die jüngste Nestle-Studie 2011 „So is(s)t Deutschland – ein Spiegel der Gesellschaft“ (10.000 Befragungen) sei für das Unternehmen eine wichtige Orientierung.
Immer mobiler, schneller, hektischer – die Entstrukturierung der Tagesabläufe nehme immer weiter zu. Drewes: „Gegessen wird, wenn Zeit dafür ist. Hauptmahlzeiten werden so immer öfter durch ‚Snacks’ ersetzt, bei zwei Dritteln der Berufstätigen findet das Mittagessen inzwischen außer Haus statt“.
Die Studie habe gezeigt, dass eine gesunde Ernährung immer wichtiger wird, die Preissensibilität abnimmt und regionale Produkte mehr gefragt sind als Bio. Auf der anderen Seite würden Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung viele Verbraucher überfordern.

Wie im Paradies
Die anschließende Besichtigung des „Biologischen Zentrums Kreis Coesfeld“ bot ein totales Kontrastprogramm: Auf die industrielle Produktion folgte der Gang durch einen 2,5 Hektar großen paradiesähnlichen Naturgarten. Nach Aussage von Leiterin und Biologin Dr. Irmtraud Papke versteht sich das Zentrum als regionale Umweltbildungseinrichtung, die „über Umwelt, Natur und Gartenbau informieren will“. Beim Spaziergang durch den Bauern- und Kräutergarten weckten die alten wie raren Getreidesorten, Obstgehölze, Gemüse- und Kräuterpflanzen das besondere Interesse und Erinnerungen an früher.

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Dr. Dieter Barth