Trotz kaltem Winter: die Erde erwärmt sich weiter!

Erstellt am Montag, 28. März 2011 01:25

In 100 Jahren 50 Millionen Jahre zurück? Droht unserer Erde ein Klima wie zu Zeiten der Dinosaurier? Unsere Landesgruppe Nord besuchte den Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif.

Die Erderwärmung wird unsere Gesellschaft zu einer wachsenden Gefahr. Dieser Ansicht ist  Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften. Vor Mitgliedern des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten – VDAJ – skizzierte der anerkannte Wissenschaftler seine Grundthesen und untermauerte diese mit einer Vielzahl von Beobachtungen rund um den Erdball.

Nach zwei kalten Wintern in Schleswig-Holstein mag der Glaube an eine Erwärmung der Erde hier und da in Zweifel gezogen worden sein. Latif entkräftet – man müsse die globale Situation betrachten. So wurden in den ersten zwei Monaten des vergangenen Jahres die dritthöchsten Temperaturen in einem Januar und Februar seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen gemessen. Zudem werde die zunehmende Erwärmung häufig erst in einem größeren zeitlichen Rahmen sichtbar. „Seit den 50er Jahren ist jedes Jahrzehnt im Mittel wärmer als das Jahrzehnt davor“, so der Forscher.

Die Prognosen für die weitere Entwicklung geben durchaus Anlass zur Beunruhigung. Je nach Szenario könnten sich die Durchschnittstemperaturen im Jahre 2100 bis zu vier Grad oberhalb des jetzigen Niveaus bewegen. Naive Gemüter mögen dieses Bild für deutlich überzeichnet ansehen und mit einem „mir war es hier immer schon zu kalt“ abtun. Fakt ist aber, dass Temperaturen dieser Höhe zuletzt von 50 Millionen Jahren gemessen wurden, „und zu jener Zeit war unser Erdball nur von Dinosauriern bevölkert“, so der Klimaforscher. Als bedrohlich stuft Latif auch die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs ein. Die Natur wird kaum eine Chance haben, sich an die Hitze zu gewöhnen. Dies betreffe auch und gerade die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Vielleicht werde die Produktion in den ersten Jahren noch von den eilzugartigen Veränderungen profitieren können. Irgendwann werde sich das Blatt aber zum Schlechten wenden.

Vor den Agrarjournalisten machte der Kieler Forscher den zunehmenden CO2-Anteil in unserer Atmosphäre für die klimatischen Veränderungen verantwortlich. Die Verbrennung der fossilen Energiereserven sei demnach die Wurzel des Übels. Ein grundsätzliches Umdenken bei der Versorgung der Menschheit mit Energie sei notwendig, da täte sich auf politischer Ebene noch viel zu wenig. Gleichwohl könnte jeder Bürger „hier und jetzt“ damit beginnen, seinen Beitrag zu leisten. Auch in der Politik gäbe es Ansätze des Umdenkens. „Die Gefahr wird grundsätzlich schon erkannt“, meint der Klimaforscher, „um sich gegen den steigenden Meerwasserspiegel zu wappnen, werden unsere Deiche mittlerweile höher und breiter gebaut.“
Text: Dr. Uwe Scheper (www.cattle.de)